Lö
Eines Sonntags in der Kinderlehre fprach Nehberger
mit ganz befonders eindringender Kraft über jene Srundfäule des
Shriftenglaubens, welche von jeher dem natürlichen Sinne eine
Thorheit und Nergernif, oder der faulen Liebe ein Fels des Zers
fcheiterns gewefen, aNen denen aber, die vom Tode zum inneren Les
ben hindurchdrangen, ein Seruch des Lebens zum Leben geworden,
— über jene SGrundwahrheit: „Dem aber, der nicht mit Werken
„umgebhet, glaubet aber an Den, welcher die Sottlofen gerecht
„machet, dem wird fein Slaube gerechnet zur Serechtigkeit. Nicht
„die Werke, nur der Glaube, nicht unfer Verdienft, nur Gnade,
„Wer nicht vor Soft in feinen eigenen Augen ganz zum armen
„Sünder wird, der Kann Feine Seligkeit hoffen. *
„Da war e8, “ erzählt unfer feliger Tobias in feinem Tas
gebuche weiter, „aus mit mir. ifo alles mein Beten, Lefen,
mein vieles Wohlthun und Almofengeben und andere gute Sachen,
[oNen gleich wie für nichts gelten zum Seligwerden, diefes foll
nur aus freier Gnade Fommen, mir fo gut als jedem armen Sünder,
und ich foll auch um nichts beffer fein als ein folcher, der ich doch
von Kindheit an einen folchen tugendhaften Lebenswandel geführt
habez o das griff an! Ich weinte (Gott verzeihe mirs) vor Zorn,
und vorher hatte ich den Herrn Prediger Rehberger recht zärt-
lich geliebt, jeßt aber (ich geftehe e&) war ich ganz aufgebracht
auf ibn. #
„Uber Er, der Freund der Menfchen, Er, mein Ein und mein
Alles, mein Erlöfer, erbarmte fihH mein, und fchenkte mir er=
Teuchtete Augen des Verftändniffes. Iebt lernte ih Ihn erft le:
bendig nahe, und wie von Angeficht zu Angeficht erfaffen. Nun
fing ich erft an meines Lebens froh zu werden, ja das 1766fle
Xahr war mir die Zeit der Geburt zum eigentlichen, rechten Les
ben, welches im 1765ften Jahre (bei der Bekanntfhaft mit
Klaumbauer) gleichfam nur erft im Verborgenen gezeugt und
empfangen, aber noch nicht hervorgefrefen war ans Licht, “
„© Liebe, Liebe, Du haft mich gezogen,
Bis Du mich endlich überwogen
nd an Dein fanftes Koch aebracht. “