Inhaltsverzeichnis: 1828-1833 (1. Band)

Kaspars Abtrittstoilette. 
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sunden Subjekte würde diese Wunde in den ersten 6 Tagen ohne 
weitere Beschwerden geheilt gewesen sein; bei Hauser dauerte es 22 
Tage.“ 
Fleckige Stellen auf dem Sitze des Abtritts rührten von blutigen 
Fingern her. Vor dem Abtritt hat Blut gelegen, das Daumers 
Schwester sich aus einem Nasenbluten Kaspars erklärt und weggespült 
hat. Von einer Hand verursachte Blutspuren fanden sich an Kaspars 
bei seinem Zimmer stehenden Kleiderbehälter im ersten Stock und an 
der Kellerluke. In seinem Zimmer sah Fräulein Daumer „einige 
kleine Tropfen von Blut.“ Kaspar ist also nach der Verwundung 
in seinem Zimmer gewesen. Sich dort aber so auffinden zu lassen, 
war ihm offenbar nicht gruselig genug, darum besann er sich und 
ging wieder in ein „finsteres Loch“, in den Keller. Machte er nun 
aber diese Gänge „mit herabhängenden Hosen“,) wie er sie im Keller 
hatte? Nicht sehr wahrscheinlich: im Keller hatte er Zeit genug, 
sich auf seine „Auffindung“ einzurichten. 
Da das Hirngespinst der „Selbstbiographie“ auch der „Atten— 
täter“ vom 17. Oktober gewesen sein soll, ist der Mordanfall so gut 
wie die Einkerkerung erdichtet. Daß er echter Naturdichter war. 
beweist ein von ihm ‚nach dem Nürnberger Attentat“ mit auf— 
1) Daumers Mutter sagte von Kaspar aus, daß er „gewöhnlich sich bis auf 
die Hosen auszog, wenn er auf den Abtritt ging, was sie ihm schon einmal beredet 
hatte.“ Dieser gemeine Zug ist schon öfter am Pöbel bemerkt worden und zeichnet 
den Kaspar nach 1242 jähriger Verhätschelung noch in seiner wahren Gestalt. Auch 
am 17. Oktober wußte die Pflegemutter, weil sie „sein Chemise, Halsbinde und 
Weste auf dem Klavier liegen sah, daß er sich auf dem Abtritte befinden müfse.“ 
Und über diesen Burschen deponiert die Frau weiter, daß er „von dem ersten 
Augenblicke an, so zu sagen, zu den Seltenheiten der Stadt gezählt ward, und die 
Fremden glaubten, die Stadt gar nicht verlassen zu können, ohne den H. gesehen 
zu haben, ja die Zudringlichkeit ging so weit, daß er häufig zu Fremden in Gast⸗ 
häusern berufen worden, was von meinem Sohne jedoch — lediglich auf persönliche 
Verwendung der Gasthofbesitzer ()) geschehen ist. Lohnbediente wurden dagegen 
jederzeit geradezu abgewiesen“. Ein anderer Augenzeuge berichtet: „Namentlich 
mehrere dahier durchreisende Engländer legten einen besonderen Wert darauf, sich 
auf Stammbuchblätter den Namen Kaspar Hauser eigenhändig schreiben zu 
lassen“ How shocking!
	        
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