Inhaltsverzeichnis: 1828-1833 (1. Band)

Der Mörder schlägt rückwärts. 167 
ändert zu haben.) Er langte, was leicht geschehen konnte, an die 
Klingel, als er sich schon im Hause befand, um, wie es scheint, 
Hauser vorzulocken. Hauser meinte, eine Person des Hauses sei in 
der Holzkammer, und rief ihr zu, sie solle die Hausthüre öffnen, da 
man die Glocke gezogen. Hierauf kam der Mann mit leisen Schritten 
vorgegangen, und Haufser, der ihn durch die spanische Wand hindurch 
erblickte, glaubte des schwarzwermummten Gesichtes wegen, es sei der 
Schornsteinfeger. Jener trat in den engen Raum zwischen die 
Mauer und die spanische Wand und führte mit einem Hackmesser (!) 
quer auf Hausers Stirne einen Streich in den Abtritt hinein. Durch 
eine Zurückbeugung Hausers wurde die Wirkung des Hiebes geschwächt; 
auch kam der Mann nach Hausers Beschreibung so zu stehen, 
daß er die Mauer und den Abtritt im Rücken hatte und 
den Streich rückwärts mit der linken Hand führen 
mußte, so daß derselbe notwendig in die Quere ging.“ 
Dieser Blödsinn — denn ein gelinderer Ausdruck wäre hier selbst Blöd— 
sinn — soll Kaspars Hauptschnitzer in dem simulierten Attentat verdecken: 
er hätte sich auf dem Abtritt einen schrägen oder einen senk— 
rechten, nicht aber einen wagerechten Einschnitt beibringen 
müssen. Der Professor, vielleicht selbst wieder der Vater des origi— 
nellen Gedankens, faselt sofort weiter: „Der Mann hatte die unbe— 
queme Stellung wohl deshalb gewählt, um keinen Augenblick am 
freien Umherblicken gehindert zu sein, und wurde vor Vollendung 
des Mordes vielleicht durch das Geräusch eines auf den Treppen oder 
auf dem Söller des Hauses oder im anstoßenden Hofe gehenden 
Menschen hinweggescheucht, in welchen, zweien Wohngebäuden ge— 
meinschaftlichen, Hof man von der Stelle aus, wo der Mann den 
Hieb führend zu stehen kam, sogar durch ein Gitterfenster sehen kann, 
und in welchen gleich neben diesem Fenster eine damals unverschlossene 
iy „Es ist nicht wahr, daß Kaspar Hauser zu Hause blieb; denn der 
Spezereihändler N. in Nürnberg erzählte mir, daß, ungefähr eine halbe Stunde 
früher, als der Vorfall sich ereignete, K. H. zu ihm kam, ganz allein, um Zucker 
zu kaufen.“ Da hätte der versteckte Meuchelmörder zweimal eine Gelegenheit ge— 
habt, ihm entgegen zu stürzen. Daß Kaspar noch zum Abort gehen würde, 
konnte niemand voraussehen.
	        
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