Metadaten: Hendrik Herp: Spiegel der Vollkommmenheit, obd., 2. Teil – Nürnberg, STN, Cent. VI, 96

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thatsächlich kaum über ein halbes Dutzend Worte, während 
Binder ihm einen Vorrat von nahezu fünfzig zuerkannte. 
Selbst Herr v. Artin läßt ihn schon am ersten Tage das 
wahrlich für Anfänger nicht leichte Wort „Akobifedern“ aus— 
sprechen und damit sogar den Begriff eines Nachtlagers ver— 
binden. Dazu kommen noch die Aussagen des Rittmeisters 
v. Wessenich u. a., wonach er an demselben Tage nicht nur 
einzelne Wörter, sondern ganze Sätze sprach, die sogar zu 
der Situation paßten. Vor Wessenich zog er den Hut, 
wußte also, daß dieser ein Höhergestellter war, und kannte 
die Art des Grüßens. Pferde kannte er sehr gut. Daß 
diese Kenntnis von seinen einstigen Spielzeugen herrührte, ist 
zwar nicht geradezu undenkbar, aber nicht wahrscheinlich. 
— —— 
sowie er sie sich bewegen sah, heftig erschrecken müssen. Sein 
überaus rasches Verständnis dafür, mit Pferden umzugehen, 
während er sonst, was wieder für ihn spricht, sich vor Tieren 
fürchtete, bleibt doch etwas befremdend. Wer bisher nicht 
sehr große, hölzerne Pferde in die Hand genommen und ge— 
füttert hat, wird nicht so leicht auf den Gedankeu kommen, 
ein Pferd zu besteigen. Hauser aber wünschte dies noch 
während seines Aufenthaltes im Turme und als es ihm ge— 
stattet wurde, bewies er von vornherein Geschick zum Reiten. 
Am meisten aber steht mit seinen Aussagen der Umstand 
in Widerspruch, daß er in Nürnberg gleich am ersten Tage 
seinen Namen mit festen, leserlichen Zügen mit Tinte und 
Feder auf Papier zu schreiben verstand. Wenn sein unbekannter 
Wärter auch wirklich Monate auf seine Ausbildung verwandte, 
so erreichte er doch ein Resultat, wie es undenkbar ist. Hauser 
stand in der damaligen Zeit noch unter einem Kinde, das 
im normalen Alter von 6 oder 7 Jahren lesen und schreiben 
lernt. Denn das letztere kennt doch meistens Bücher, Papier, 
Tinte, Feder u. dgl. von Aussehen, hat andre Leute damit
	        
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