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„Annekind, verzeih mir's, aber das war doch
dhweris was ich erfuhr —“ sprach er dort
zu ihr.
Anne schmiegte fich fest an den Vater. Sie
schwieg, schwieg in Scheu vor dem großen Schmerz,
den sie mit dem geliebtesten Vater teilen durfte,
Sie haßte Christoph nicht um das, was er dem
Vater getan, nur fremd, fremd wie am ersten Tag
seiner Rückkehr erschien er ihr. Er hatte kein Teil
an ihrem Leben. Sein Tun schmerzte sie nur, weil
es den Vater schmerzte. Aber sie merkte mit Staunen,
daß es sie selbst ganz kühl ließ, was Christoph
dachte, was Christoph tat. Und er war doch ihr Bruder!
Unter der Linde war es nach Rottmanns Fort⸗
gang ganz still geblieben. Feldmann ging, die
Hände auf dem Ruͤcken, den kleinen Weg von der
Linde bis zum Haus auf und ab. Joseph sah mit—
leidig auf Antonie, die ihren Hut, der an der
Stuhllehne gehangen hatte, umband und ihren
leichten, schützenden Umhang über die Schultern zog.
Josephine half, ihr liebevoll, aber stumm.
In die Stille klang das Rollen des Wagens,
das Peitschenknallen des Kutschers, und im gleichen
Augenblick schlug es neun Uhr und es läuteten die
Turmglocken. Der alte Kutscher Friedrich war unter
Feldmanns Befehlen nie so pünktlich gewesen, wie
seitdem Herr Christoph Rottmann über ihn zu be—
fehlen hatte.
Feldmann mußte das denken. Er schaute seinen
Schwiegersohn prüfend an. Konnte er dem jungen
Mann zürnen, weil er anderen Zielen zustrebte?
Strebte er nicht ehrlich und tüchtig — tüchtig, er—
folgreich, wie Sebastian Rottmann auf seinem
Arbeitsfeld? —