Metadaten: Sammelhandschrift – Nürnberg, STN, Cent. VI, 43m

Noch ein Musterapologet. 319 
man setzte sich an den Tisch, Kaspar zog sein Taschenmesser heraus 
und fing an zuzuschneiden. „Über diese Arbeit wurde es nahe an 
21/3 Uhr. Ich (Fuhrmann) sah auf die Uhr und sagte: Lieber 
Kaspar, ich werde jetzt einen Augenblick in der Kirche nachsehen, ob 
sich niemand zur Kommunion bei mir angemeldet hat. Da es aber 
nicht schön Wetter ist, sondern, wie ich sehe, etwas schneit und regnet, 
so wird wohl niemand gekommen sein, und ich werde daher recht bald 
wieder zurück sein. Arbeiten Sie unterdessen fort und lassen Sie sich 
die Zeit nicht zu lange werden!“ 
„Ich gehe auch fort, sagte er, und als ich ihn fragte wohin, 
so antwortete er mit aller Unbefangenheit: zu Fräulein Lilla 
v. Stichaner, wo es wohl auch eine ähnliche Arbeit, ich glaube 
an einem Licht- oder Ofenschirm, geben wird. Sie können aber (mir 
einige Handgriffe zeigend) schon allein fortarbeiten. Morgen nach 
Tische werde ich wieder kommen und weiter arbeiten. Ich lasse meine 
Sachen bei Ihnen liegen . . .“ 
„Heitern Mutes gingen wir nun die Treppe hinab, und als 
wir unten angekommen waren, sagte ich zu ihm: Sie können jetzt 
durch meinen Garten) gehen, dann wären Sie schneller bei Fräulein 
Lilla v. Stichaner. Indessen ist es da schmutzig, und der Herr hat 
junge Beine, kann schon einen kleinen Umweg machen und mich noch 
ein Stückchen Wegs begleiten! Herzlich lachend willigt Kaspar ein, 
und wir gehen Arm in Arm fröhlich plaudernd bis an das Haus 
der genannten Wittwe Loschge miteinander. Dort trennte uns der 
1) Fuhrmann, der 1834 diesen gegen seinen Schützling entscheidenden Um— 
stand drucken ließ, bemerkt bloß in einer Anmerkung: „Später habe ich von der 
nämlichen Dame erfahren, daß Hauser schon am Donnerstag vorher versprochen 
— VDD 
selige Donnerstags-Kniff aber! Dr. Julius Meyer bemerkt nach den Gerichts— 
akten: „Er war an jenem Tage nicht nur nicht bei Präsident v. Stichaner, er 
war sogar nicht einmal hinbestellt; es gab dort für ihn nichts zu pappen.“ 
Kaspar hat (trotz Pfitzners Katechismus und trotz der Parabel aus dem Evan⸗ 
gelium und trotz der gemachten Auslage für Pappendeckel und trotz eines Almofens 
an eine arme Frau und trotz „aller Unbefangenheit“ und trotz seines „Lächelns“) 
gelogen, er ging nicht dorthin, wohin er sagte, und davon spricht der hochehr- 
würdige 3. Pfarrer bei St. Gumbertus zu Ansbach auf 90 Seiten mit keiner Silbe!
	        
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