Hans Sachs' ausgewählte dramatis che Werke. II. 99
Der Kuhdieb spricht:
Geld steht mir aus ein gutes Teil
Hier auf dem Land und in der Stadt;
Da niemand mich bezahlet hat,
So will ich's morgen treiben ein.
Der Bauer spricht:
Ich will dein Weggefährte sein,
Um Mitternacht gehn wir vereint;
Der Mond die ganze Nacht jetzt scheint,
Auch kenn' ich alle Weg' und Stege.
Der Kuhdieb spricht:
Jawohl, ich bin gewiß nicht träge
Und habe viel darin zu schaffen.
Gegessen hab' ich, laß mich schlafen
Und morgen dann recht früh aufstehn.
Der Bauer spricht:
Jawohl, so laß uns schlafen gehn;
Im Stalle deine Stätte such',
An Stroh und Heu hast du genug;
Dort kannst du dich zum Schlafe strecken,
Will dich in aller Frühe wecken.
(Sie gehen beide hinaus.)
Die Tochter kommt und spricht:
Nun ist das Feuer ausgethan,
Verkrochen hat sich jedermann
Und alles schläft im Hause nun.
Ich habe selbst nichts mehr zu thun,
Im Hause thut sich niemand regen,
So will auch ich mich niederlegen;
Ich glaube kaum, ich schlaf' und träume,
Daß 'ich den Jahrmarkt nicht versäume;
Der Vaͤter mir versprochen hat,
Er woll' ihn kaufen in der Stadt.
(Sie geht hinaus.)
Der Kuhdieb schleicht hinein und spricht:
Nun sich alles legte nieder,
Bin ich aufgestanden wieder.