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Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. 11.
Simon Frauenknecht:
Den Herrn läßt meine Frau mich sein,
Doch muß ich thun stets, was sie will.
Heinz Flegel:
Potz Mist! Der Rede schweige still!
Du sprichst so kindisch von den Dingen
Und wirst uns um den Schinken bringen.
Du mußt die Sach' etwas verblümen.
Simon Frauenknecht:
Fürwahr, ich kann mein Weib nicht rühmen,
Sie hält mich knapp und hält mich strenge;
Wenn's mit dem Schinken auch mißlänge,
Die Wahrheit kann ich nicht verhalten.
Heinz Flegel:
Ei, so muß dein der Teufel walten!
Kannst du ihr nicht ihr Maul verstopfen?
Simon Frauenknecht:
Sie nennt mich Esel, Narrn und Tropfen.
Das leid' ich und noch andres mehr,
Weil sie nicht angreift meine Ehr'.
Ich haue Holz, hol' Wasser ein
Und kehr' für sie und mache rein,
Und doch ist sie noch streng zu mir;
Entfährt ein gutes Wörtchen ihr,
So bin ich froh wie nie zuvor.
Heinz Slegel:
Ei schweige still, du dummer Thor!
Dein Weib sich dennoch vor dir scheut.
Simon Frauenknecht:
Sie giebt auf mich nicht einen Deut.
Sprech' ich: „Mein' Alte, halt' doch Ruh',“
So spricht sie: „Halt' den Schnabel zu!“
Und wenn wir miteinander kriegen
Und ich sie zehnmal strafe Lügen,
Sagt sie, daß ich der Lügner bin.
Ruf' ich sie her, so geht sie hin.