134 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke. II.
Kunz Droll nimmt seinen Ingwer, ißt ihn und spricht:
Nun siehst du, daß auch ich bin fromm.
Nun selbst das vierte Stück verspeise
Und deine Braoheit so erweise.
Hermann Doll greift zu und spricht:
Das kann ich unerschrocken wagen,
Denn schuldlos bin ich, darf ich sagen.
(Hermann Doll schiebt den Ingwer im Munde hin und her und blickt sauer.)
Der Pfarrer spricht:
Der Dieb, hoff' ich, ist bald entdeckt;
Hermann sein Stück im Halse steckt.
Hermann Doll speit alles aus und spricht:
Es hat das Maul mir ganz verbittert,
Mein ganzer Leib erbebt und zittert,
Das Waffer mir aus den Augen tritt.
Und blieb' ich stets ein Dieb damit,
Es will nicht 'rein, muß alles weg,
Es schmeckt, als wär' es Hundedreck,
Es will mir gleich zum Herzen stechen;
Rir bangt, ich muß mich gleich erbrechen.
Kunz Droll greift in die Wehr und spricht:
Ach, du verfluchter Bösewicht,
Weich Spiel hast du hier angericht't?
Stiehlst selber deinen Schinken heute
Und zeihst dann fromme Biederleute
Und krägst den Schinken zu den Säun.
Mit der Plempe möcht' ich dich durchbläun,
Daß dich die Sonne muß durchscheinen.
Heinz Knoll unterfängt die Klinge und spricht:
Nein, Kunz, ich möcht' es anders meinen:
Wir wollen ihn noch härter hauen.
Wir wollen sagen seiner Frauen,
Den Schinken hab' er selbst — —
Und Christel Striegel geschenkt verhohlen.
Sie wird ihm wohl die Jacke lausen
Und ihm den n Bart zerzausen;
Keine härtre Straf' ich für ihn will.