102 Hans Sach s ausgewählte dramatische Werke. II.
Kannst du sie schätzen mir vielleicht?
Was wäre sie wohl wert in bar?
Der Bauer spricht:
Sechs Gulden! Glaub' mir, vorig Jahr
Hätt' ich sie selber mögen kaufen
Der Kuhdieb spricht:
Ich habe viel umherzulaufen
Im Ort, um Schulden beizutreiben,
Und kann nicht bei der Kuh verbleiben
Drum bitt' ich dich, verkauf' die Kuh,
Du bist geschickter doch dazu
Als ich, wie dir der Preis gefällt.
Zum Bettelwirt!) bring' dann das Geld,
Da wirst du wiederfinden mich.
Das Mahl bezahl' ich dann für dich
Und schenke noch ein Trinkgeld dir.
Der Bauer spricht:
Zum höchsten Preis, vertraue mir,
Bring' ich die Kuh dir an den Mann
Der Kuhdieb spricht:
Jawohl, das nehm' ich dankbar an!
Treib' hin die Kuh und sie verkaufe;
Inzwischen ich die Stadt durchlaufe.
(Der Bauer treibt sie hin.)
Der Kuhdieh spricht:
Das ist der allergrößte Narre
Ganz sicher in der ganzen Pfarre;
Verkaufen will er die eigne Kuh
Und mir das Geld noch stellen zu;
Ein Trinkgeld ihm auch werden soll.
Ging' ich zum Viehmarkt, wär' ich toll,
Ich muß ihn meiden, das ist klar:
Einen Ochsen stahl ich vorig Jahr
Und hab' ein Pferd hinweggeritten
Und manchen Beutel eeeee
— —ööööæöæö-
1) Der Wirt bei dem die Bettler und Landfahrer einzukehren pflegen.