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genug, es verlangten, wieder an der Gleichgültigleit der großen Mehr—
zahl der Reichsstände und an den freundschaftlichen Beziehungen und
Sympathien, die viele Fürsten mit den Rittern verbanden. Daß ins—
besondere von den gegen Nürnberg verübten Buschkleppereien gar viele
auf Rechnung der Markgrafen zu setzen waren, wissen wir ja bereits
zur Genüge. So blieb es in Trier wie auch in Köln, wohin der
Reichstag später verlegt wurde, bei leeren unerquicklichen Erörterungen
und das einzige, was die Stadt von Reichswegen für sich verlangte,
war die Verhängung der Reichsacht über Götz von Berlichingen,
Leonhard Pirkamer und Hans von Selbitz, die Maximilian am 8. Juli
1512 von Tournai aus (in den Niederlanden) erließ. Zugleich wurde
eine Anzahl namentlich in dem Würzburger Hofstifte angesessener Ade—
liger als des Landfriedensbruchs im höchsten Grade verdächtig erklärt
und deshalb auf November desselben Jahres zur Ablegung eines
Reinigungseides an das Reichskammergericht zu Worms verwiesen.
Außerdem aber gab der vielbeschäftigte Kaiser (so nannte sich Marxi—
milian seit dem 10. Februar 1508), der es weder mit den Städten
noch mit der Ritterschaft verderben wollte, dem Bischof von Würzburg
und dem Markgrafen Friedrich den Auftrag, in der Sache zu vermitteln.
Zugleich schrieb er auf Martini 1512 einen Tag nach Schweinfurt
aus, für die gesamte fränkische Ritterschaft, die hier durch seine Be—
vollmächtigten zur Annahme und ernstlichen Durchführung des in Worms
und unlängst auch in Köln beschlossenen ewigen Landfriedens bewogen
werden sollte. Auch die Fürsten und Städte in Franken waren auf
dieser Versammlung vertreten, Nürnberg durch den beredten Wilibald
Pirkheimer. Gegenüber den Anklagen der Ritterschaft, daß die Nürn⸗
berger stets auf „beschwerliche, böse und erbärmliche Händel“ sännen
und den Adel völlig zu unterdrücken strebten, gab er allerdings zu,
daß manche der streifenden reichsstädtischen Söldner in rücksichtsloser
Weise verführen und sich eigenmächtig unerlaubte Handlungen zu Schulden
kommen ließen.““ Doch müsse man bedenken, daß sie durch die Be—
schimpfungen des Adels, der sie, Blutverkäufer“ nnd „Bluthunde“ nenne,
vielfach dazu gereizt würden. Auch wäre ihr rohes Benehmen kein Wun—
der, da sie ja beim fränkischen Adel selbst ihre Schule durchgemacht hätten.
Dieser aber belästige schon seit Jahrhunderten die Stadt mit unauf⸗
hörlichen ungerechtfertigten Fehden. Friedliche Kaufleute und harmlose
Wanderer überfalle er, morde oder verstümmele sie oder schleppe sie mit
sich fort, um sie zu peinigen und schweres Lösegeld von ihnen zu erpressen.
(Forts. folgt.)
) Dies kam in der That öfters vor. Doch pflegte der Rat dergleichen Über⸗
griffe seiner Diener nachdrücklich zu bestrafen.
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