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nen Geschmacke unserer Zeit ganz entgegen. Ohne die ge—
ringste Beachtung einer bequemen und regelmäßigen Raum—
eintheilung entschieden Laune und Willkühr des Bauenden
über Größe, Gestalt und Ort der verschiedenen Apparte—
ments, so daß sichs öfter nach dem Fertigbau solch eines
Hauses erst herausstellte, wie wenig man an die Befriedi—
gung nothwendiger Lebensbedürfnisse gedacht hatte. Selbst
die größesten unter den ältern Häusern sind, wenn Nichts
an ihnen geändert wurde, weit entfernt von jener hellen
freundlichen Wohnlichkeit, welche die Jetztzeit zum Grund—
satz ihrer Baupraxis gewählt hat. So wie man in unsern
Tagen nur daran und darauf denkt, jede Spanne Raum
so vortheilhaft als möglich zu benutzen, so haben die lieben
alten Nurnberger den Raum im wahren Sinne des Wor—
tes verschwendet; daher wird es einem unwillkürlich ganz
fröstelnd und unheimlich zu Muthe, wenn man in eine
solche alte Steinmasse hineintritt und über dunkle Stiegen
zu langen düsteren Corridoren und Vorplätzen emporsteigt,
bis man endlich einmal in ein Zimmer kommt, für welches
der Hausrath, wie ihn die heutige Gewerbswelt fertigt,
keineswegs sich eignet. Viele dieser alten Wohnungen sind
indeß schon, so gut sichs eben thun ließ, modernisirt und
zum bequemeren und behaglicheren Aufenthalt eingerichtet
worden, allein bei vielen ist eine Umaͤnderung nicht wohl
möglich, es müßte denn das alte Haus von Grund aus
zusammengerissen und dafür ein neues aufgeführt werden,
was in Nürnberg auch nichts Neues mehr ist.
Man suche sich übrigens, wie man ihn immer erlangen
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