Denkwürdige Vorfälle
30. Juli. Gründung der Nürnberg-Fürther Gesellschaft für Volksernährung mit
beschränkter Haftung.
Die Gesellschaft will die Versorgung von Nürnberg und Fürth, insbesondere der
minderbemittelten Bevölkerung, mit Nahrungsmitteln und sonstigen Gegenständen des täglichen
Bedarfes zu angemessenen Preisen während der Kriegszeit und, soweit nötig, darüber hinaus
sichern und ungerechtfertigten Verteuerungen möglichst entgegenwirken.
1. August. Opfertag.
Am Sonntag den 1. August, dem Jahrestag der Kriegserklärung, wurde zum Besten
der städtischen Fürsorge für die Hinterbliebenen gefallener Krieger und für das Rote Kreuz
eine allgemeine Geldsammlung auf den Straßen und Plätzen der Stadt veranstaltet. Der
Gesamtertrag erreichte nahezu 24000 Mark.
3. August. Eröffnung des Neubaues des Brausebades in der Johannisstraße.
Das Gebäude wurde an Stelle des abgebrochenen alten Schulgebäudes der ehemaligen
Gemeinde St. Johannis und der Schulbaracken daselbst errichtet.
5. August. Glockengeläute und Beflaggung der Häuser zur Feier der Einnahme
von Warschau und Iwangorod durch bayerische und österreich-ungarische Truppen.
18., 20. und 26. August. Läuten der Glocken und Flaggenschmuck der Häuser
anläßlich der Eroberungen der Festungen Kowno, Nowo-Georgiewsk und Brest-Litowsk.
26. August. Ehrung des Distriktsvorstehers Karl Ruttmann.
Dem Großpfragner Karl Ruttmann wurde für 2õ jährige ehrenamtliche Tätigkeit
im Dienste der Stadt die silberne Bürgermedaille verliehen.
j. September. Ehrung des Distriktsvorstehers Andreas Brunner.
Der Fabrikdirektor Andreas Brunner erhielt für 2ö jähriges ehrenamtliches Wirken
im Dienste der Stadt Nürnberg die silberne Bürgermedaille.
5. September bis 10. Oktober. Ausstellung der Münchener Künstlergruppe, Der Bund“.
Die Ausstellung war in den Räumen des Albrecht Dürervereins im Künstlerhaus
und umfaßte Gemälde, Temperabilder, Aquarelle, Zeichnungen und Bronzen.
11. bis 30. September. Pilzausstellung.
Die Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg veranstaltete im Luitpoldhause mit großem
Erfolge eine Ausstellung lebender und präparierter, eßbarer und giftiger Pilze aus der
Umgebung Nürnbergs. Angegliedert war eine Schaustellung der hier heimischen Giftpflanzen
und der geschützten und jagdbaren Vögel. Das Unternehmen erfreute sich eines sehr guten Besuches.
19. September. Glockengeläute und Beflaggung der Häuser wegen Einnahme
der stark befestigten russischen Stadt Wilna.
21. September. Hauptversammlung des Landesverbandes Nordbayern des Hansa—
Bundes in Nürnberg.
22. September. Begegnung Seiner Majestät des KönigsLudwig eIII. von Bayern
mit Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser Wilhelm II. in Nürnberg.
Seine Majestät der König Ludwig III. von Bayern kam mit Gefolge am Mittwoch
den 22. September 1915 mittag 111,2 Uhr mit Sonderzug in Nürnberg an. Pünktlich um
12 Uhr fuhr der Hofzug Seiner Majestät des Deutschen Kaisers Wilhelm IIl. in dem Bahnhof
ein. Nach überaus herzlicher Begrüßung der Monarchen erfolgte die Vorstellung des
beiderseitigen Gefolges, dann fuhren die Fürstlichkeiten in den bereitgestellten Kraftwagen
zur Burg. Der Jubel der Bevölkerung war außerordentlich, alle Glocken läuteten, die
Stadt war trotz der überraschenden Ankunft der hohen Herrschaften im Festgewande; dazu
leuchtete von klarem Himmel die Herbstsonne. Auf der Burg wurde dem Kaiser vom König
Ludwig der bayerische Feldmarschallstab überreicht. Darauf war Frühstückstafel und daran
anschließend Cercle; sodann verbrachten die beiden Fürsten noch einige Zeit in ihren Zimmern