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Denkwürdige Vorfälle 10928 /24.
Feier. Am Sonntag abend fanden im Kulturverein und im Herkulessaalbau weitere große
Zundgebungen statt, die sich eines guten Besuches erfreuten. Vom 17. März ab wurde durch
hrenamtliche Helfer eine Haussammlung für die Pfalz vorgenommen. In den nächsten 14
Tagen hielten zahlreiche Verbände und Vereine zugunsten der Pfalzhilfe mit gutem Erfolg
esondere Versammlungen ab. Konzerte und Festvorstellungen in den Theatern folgten. Am
29. und 30. März wurde auch ein Blumentag abgehalten. Bei der Lorenzkirche hinter dem
Tugendbrunnen und am Plärrer waren Glücksbuden aufgestellt. Den Abschluß der Nürnberger
Pfalzwoche bildete am Sonntag, den 30. März, vormittags, eine große Kundgebung der.
Schulen auf dem Hauptmarkt.
Das Ergebnis aus den Veranstaltungen, Sammlungen und Beiträgen berechnet sich auf
cund 115000 Rentenmark, die ausschließlich zur Linderung der ungeheuren Not unserer Pfälzer
Volksgenossen verwendet und unter amtlicher Mitwirkung verteilt wurden.
2. Todesfälle verdienter Nürnberger Persönlichkeiten
1. April 1923. Gerngros, Julie von, geb. Tuchmann, Witwe des
Heheimen Kommerzienrats Ludwig v. Gerngros.
Sie wurde am 28. Dezember 1845 in Uehlfeld bei Neustadt a. d. Aisch geboren und
hat mit ihrem, ihr am 3. Oktober 1916 im Tode vorausgegangenen Gatten, Geheimen
ommerzienrat Ludwig Ritter von Gerngros, Ehrenbürger der Stadt Nürnberg, manch
chönes Werk gefördert und manch segensreiche Stistung begründet. Das Ableben der Witwe
hat die Erinnerung an ihren um Nürnberg hochverdienten Gatten und an seine Förderung
aller Kunst- und Wohltätigkeitsbestrebungen wieder besonders lebhaft werden lassen. Seiner
Bebefreudigkeit verdankt die Stadt Nürnberg manchen schönen Schmuck, vor allem den Neptun—
⸗runnen. 1909 errichtete er eine Wohltätigkeitsstiftung für die städtischen Beamten und
Bediensteten, ferner überließ er der Stadt Nürnberg durch letztwillige Verfügung eine große
Zahl wertvoller Bilder. Der Stadtrat beschloß nun neuerdings, zum Andenken an Ludwig
»on Gerngroß, an seine Gemahlin Julie von Gerngros und zu Ehren seines noch lebenden
Bruders, Kommerzienrat Wilhelm Ritter von Gerngros, der gleichfalls unter die Kunstfreunde
und Wohltäter unserer Stadt zu zählen ist, einer Straße den Namen „Gerngrosstraße“ zu
geben, damit der Name Gerngros aufs engste mit der Stadt verbunden bleibe.
21. April 1923. Kuhlo, Richard, Kommerzienrat.
Er wurde am 17. Juli 1850 als Sohn des Pastors Karl Ernst August Kuhlo zu
Osseken (Pommern) geboren, besuchte das Gymnasium in Stolp und widmete sich der kauf—
männischen Laufbahn. Im Jahre 1872 siedelte er mit der Firma H. Kügemann nach Nürn—
berg über, heiratete 1875 die Tochter Babette des Fabrikbesitzess Johann Andreas Hilpert
und trat als kaufmännischer Leiter in das elterliche Geschäft seiner Frau ein. Richard Kuhlo,
der die Arbeit in der Firma von Anfang an als seine Lebensaufgabe betrachtete, war uner—
müdlich tätig, um das Geschäft vorwärts zu bringen. Bei der Umwandlung der Firma in
eine Aktiengesellschaft wurde er Direktor, später Generaldirektor der noch heute bestehenden
Armaturen- und Maschinenfabrik A.-G. vorm. J. A. Hilpert Nürnberg-Pegnitzhütte. Unter
seiner Leitung ist der Betrieb zu einem großen und bekannten industriellen Werk erwachsen.
Von 30 Angestellten und Arbeitern bei seinem Eintritt, war die Zahl der Beschäftigten bis
zum 31. Dezember 1918 — an diesem Tage trat Kuhlo in Ruhestand — auf etwa 1800 an—
gewachsen. Am 27. April 1905 erhielt er den Titel eines kgl. Kommerzienrats. Der Bayerische
Industriellenverband, zu dessen Gründern er gehörte, ernannte ihn wegen seiner Verdienste
um die Entwicklung der bayerischen Industrie zum Ehrenmitglied.
F 6. Mai 1923. Heerdegen, Albrecht, früherer Großkaufmann, verdienter
Bürger.