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teidigung gesandt und der in der Umgegend von Nürnberg etwa
2000 Mann für den König angeworben hatte, zu seinen Diensten
und quartierte sein Kriegsvolk im Gostenhof ein. Der Rat hatte recht
daran gethan, sich so geschwinde zu rüsten. Bereits Ende Oktober zog
Tilly heran, um die ungehorsamen Stände Frankens zu züchtigen.
Am 30. Oktober hatte er Rothenburg in seiner Gewalt, am 1. November
öffnete ihm Windsheim die Thore, am 8. November ergab sich Lichtenau.
Noch an demselben Tage lagerte Tilly mit seinen verwilderten Scharen
bei Schweinau. Doch ging er von hier einstweilen wieder nach Gunzen—
hausen zurück. Von dort aus stellte er an den Rat das Verlangen,
aus seiner Mitte einige Deputirte an ihn abzuordnen, um diesen seine
Bedingungen eröffnen zu können. Der Rat beschloß, sich wenigstens
in Unterhandlungen einzulassen, um dadurch Zeit zu gewinnen und
schickte den Ratskonsulenten Dr. Fetzer ins Tilly'sche Hauptquartier, das
inzwischen wieder nach Schwabach verlegt worden war. Hier erging
sich Tilly in den schwersten Klagen über Nürnberg, bezichtigte den
Rat offen des Meineids und verlangte, daß man ihm den Grafen Solms
ausliefern, sein Kriegsvolk entlassen, für die kaiserliche Armee den nötigen
Proviant verschaffen und vier Ratspersonen, mit denen das weitere
zu vergleichen wäre, an ihn abordnen solle. An die Bewilligung dieser
Forderungen seitens des Rats war natürlich nicht zu denken, das
hätte einen vollständigen Bruch mit Schweden bedeutet. Aber eine
Antwort mußte Tilly erhalten, umsomehr als er jetzt ganz in die
Nähe der Stadt gerückt war. So entschuldigte man sich denn in
einem Schreiben, das Dr. Fetzer nach Reichelsdorf überbrachte (21. No—
vember), so gut es eben ging, daß es nicht möglich sei, die Forderungen
zu erfüllen und daß es nicht die Schuld der Stadt wäre, wenn durch
den Versuch einer Vergewaltigung Gustav Adolf bewogen würde, ihr
zu Hülfe zu eilen. Ein neuerliches scharfes Schreiben Tillys war die
Antwort. Sicherlich wäre es nicht bei diesem Wortgeplänkel geblieben,
hätte Tilly eine Belagerung mit Aussicht auf Erfolg unternehmen können
Aber Nürnberg war zu gut gerüstet. Zu seinem Schutze hatte es
3000 Mann geworbenes Kriegsvolk und 2000 Mann Solmsische Truppen,
zu seiner Verteidigung stand die gesamte männliche Bevölkerung über
18 Jahre unter den Waffen. Die Schanzarbeiten nahmen einen guten
Fortgang, für Brot und Mehl war in ausgiebiger Weise gesorgt. Um
Verrat zu verhüten, wurden die sogenaunten Verdächtigen, die man
vor allem in dem deutschen Hause und unter den in der Stadt weilenden
Italienern vermutete, aufs schärfste überwacht, ja sogar einige Mit—
glieder des Patriziats, die wider den Anschluß an Schweden gewesen
waren, auf verschiedene Türme in Verwahrsam gelegt. Der mächtige Be⸗