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al8 Cicero, wenn man das Rednerifche und Schöne der Worte
auf die Seite febt. Mit Erbarmung lieft man, wie fich Die weiz
feften Heiden gewunden, nur um fich den Begriff der Seele zu
bilden. D mein Liebfter, wie glückfelig, daß wir ein feftes pros
ybhetifches Wort haben, Laffen Sie uns ewig-an demfelben halten!
— — Wer die große Wüfte der Zweifel nicht felbft Durchreifet,
weiß gar nicht, was es für eine Wohlthat um den vernünftigen,
einfältigen, göttlichen Glauben iftf, Wie wird man mit faufend
und abertaufend Speculationen fo beruhigend fertig, wenn der
Verftiand, der recht aufgeklärte Verftand, Feinen andern Beweis
braucht, als den: yyDer Heiland hat e& gefagt, da feht es! Der,
welcher Die grenzenlofen Räume, vom Mittelpunkt der Erde bis
hin zu den Sefticnen, mit Erfenntniffen ausgefüllt hat, der wird
Rath dazu wiffen, wie das wirklich wird, was er gefagt hat. 44
Man lacht Herzlich darüber, wenn fich die Leute fo viel Mühe
geben, die Empfindungen der unendlichen Vernunft vernünftig zu
machen. € Fommt mir immer vor, als wenn fie Schwefel=
hölzchen nähmen, um der Sonne Leuchten zu helfen — oder die
Bemühungen eines Bahrdt, als wenn der Saffenjunge Sand-
Eörner nimmt, um die Sonne herunter zu werfen. Es ift Sottes
Sache! denken Sie nur: e8 ift des Schöpfers aller Dinge Sache!
Können wir denn nur darauf fallen, daß im Motten = Kriege der
Almächtiae den Kürzern ziehe? “
14. Sießlings Wirkfamkeit in Defterreich,
8 ift dies wohl die fhönfte Perle in unfers Seligen Kranze,
und die reichte SGarbe, welche derfelbe während feines ganzen
Lebens in die ewigen Scheuern gefammelt. Defterreich, das liebe
Defterreich, war ihm aber auch ein zweites Vaterland, ein Fundz
ort der veinften, bleibendften Freuden, und bis zu feinem Tode
trug er feine Freunde da in dem ihm heuren Lande mit treuer
Liebe im Herzen, dachte ihrer täglich in feinem ftillen Gebet vor
Bott, und im vertraulichen Sefpräch gegen feine Freunde.
Sm Sahre 1763, am Laurenzientage, ‚wurde es unferm lieben
Vobiasg, dem damals Aijährigen Jünglinge, zum erften Male