und angeftrengtem Nachdenken erworben, ja erFämpft hatte,
legte er in vier Profadialogen nieder, worin er das neue
Evangelium gegenüber der Sehre und den Einrichtungen der
alten Kirche vertritt und verficht. Der erfte diefer Dialoge
fpielt fich als eine Disputation zwifchen einem Chorherrn und
einem Schuhmacher ab, welch legterer Fein anderer als Hans
Sachs felbft ift. Mit oft beigendem MWig und Föftlichem Humor
entledigt {ich der Dichter feiner Aufgabe,
Der Schuhmacher will dem Chorherrn Pantoffel bringen,
trifft zunächft die Köchin, welche ihren Herrn aus dem Sommer-
haus herbeiruft . .
„Köchin: . . Herr, Herr! Der Schuhmacher ift dal
Chorherr: A, beneveneritis,*) Meifter Hans!
Schufter: Deo gratiasl
Chorherr: Was, bringt ihr mir die Pantoffel?
Schufter: 3a. Ich gedacht, ihr wärt {chon in die Kirchen
/
gangen,.
Chorherr: Nein, ich bin hinden im Sommerhaus geweit
und han abgedrofchen.
Schufter: Wie? Hont ihr gedrofchen?
Chorherr: 3a, ich han mein Horas gebet und han
zugleich meiner Nachtigall zu effen geben,
Schufter: Herr, was hant ihr für ein Nachtigall? Singt
fie noch?
Chorherr: © nein, es ift zu {pat im Sahre.
Schufter: Ich weiß einen Schuhmacher, der hat ein Xach-
tigall, die hat erft angefangen zu fingen.
Chorherr: Ei, der Teufel hol den‘ Schufter mitjampt
feiner Nachtigall. Wie hat er den allerheilig{iten Dater, den
Pabft, die heiligen Väter und uns wirdige Herren ausgeholipt,?)
wie ein Holhipbub.
Schufter: Ei Herr, gemach! Er hat doch nur euren
Gottesdienft, Lehre, Gebot und Einkommen dem gemeinen
Mann angezeigt und nur fchlicht obenüberhin. ft denn folch
euer MWefen Holhippelwerk?
*‘) Wilkommen.
2) Die Bippen, oblatförmiger Kuchen; nad dem Backen 3zU«
fammengerollt — Kohllippen. Bohllippbuben, die die Bohllippen aus»
tragen, mweagen ihrer Unverfhämtheit bekannt; hohlhippen = Läftern.