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Mann, der der Reichsstadt viel zu schaffen machte, von dessen Übel—
thaten noch spätere Nürnberger Chronisten mit Grausen erzählen.
Der Ritter Kunz Schott, damals Burggraf auf dem Rothenberg —
dies Schloß war 1478 durch Kauf an eine Gesellschaft von über vierzig
adeligen Herren übergegangen, die es als sog. Ganerben gemeinsam
besaßen und durch einen aus ihrer Mitte gewählten Burggrafen be—
wachen ließen — fing gegen Ende des Jahres 1498 damit an, an
Nürnbergischen Unterthanen, wo er ihrer habhaft werden konnte, Ge—
waltthätigkeiten zu verüben. Als Gruud schützte er vor, daß Nürnberg
den Rothenberg durch Verrat hätte an sich bringen wollen. Aber sicher⸗
lich war es nichts anderes als der bekannte Haß des Adels gegen das
städtische Wesen überhaupt und die gemeine Raub- und Rauflust,
möglicherweise genährt durch geheime Aufhetzungen des Markgrafen,
die den Ritter zu seinen Feindseligkeiten gegen die Stadt trieben.
Er fand Unterstützung bei einer Anzahl gleichgesinnter Herren, darunter
auch ein Christoph von Giech war, der den Tod seines Vaters, den die
Nürnberger im Jahre 1490, als einen Placker mit dem Schwerte
hingerichtet hatten, an der Stadt rächen wollte. Schon hatte
Schott verschiedene im Botendienst oder sonst zufällig ihres Weges ein⸗
herziehende Nürnbergische Söldner überfallen und mit Stichen und
Hieben zu Tode verwundet,*) danach auch mit überlegenen Kräften
einer Nürnbergischen Streifschar von 24 Söldnern eine Niederlage
bereitet, als er plötzlich im April des Jahres 1499 die Stadt und
ihre Umgegend durch einen unerhörten Frevel in die gewaltigste Auf⸗
regung versetzte. Ein Herr des Rats, einer der jüngeren Bürger—
meister, Wilhelm Derrer wurde dicht in der Nähe seiner Besitzung bei
Erlenstegen *s), nur eine halbe Meile von der Stadt von einer An⸗
zahl Reisiger des Schott überfallen, die den Knecht, den er bei sich
hatte, bis zu Tode verwundeten, ihn selbst aber gefangen zu ihrem
Herrn führten. Dieser zwang den Ratsherrn, seine Hand auf einen
Baumstumpf zu legen und bedrohte den Geängstigten, der ihn um
seiner dreier Kinder willen zu schonen bat, mit dem Tode, wenn
er nicht still hielte. Da legte Derrer die linke Hand auf den Block,
aber Schott verlangte die Rechte und höhnte ihn: „So schreibst du
mir keinen Brief mehr.“ Die abgehauene Hand steckte er ihm in
sein Wamms, damit er sie seinen Herren heimtrage, zum Zeichen wie
So Müllner. Eine andere allerdings ganz kurze Darstellung, verwahrt
auf der Stadtbibliothek in Nürnberg, Will J 125. 26 weiß von diesen ersten Über—
fällen nichts, sondern schiebt die Veranlassung der Fehde auf einen unbeabsichtigt
erfolgten Zusammenstoß der Nürnbergischen mit den Schott'schen Reitern. Schoit
selbst und seine Helfer klagten natürlich, daß sie ohne irgend welchen Grund arglos
von den Nürnbergischen streifenden Söldnern überfallen worden seien.
) Den Derrern gehörte seit 11901 u. a. das Schloß Unterbürg bei Erlenstegen.