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Meine sehr geehrten Damen und Herren!
D- Vortrag, den ich Ihnen heute zu halten die Ehre habe,
sollte eigentlich schon vor geraumer Zeit stattfinden.
Hindernisse, die in meiner eigenen Person lagen, haben
ihn verschoben. Diese Hindernisse brachten insofern ge-
wisse Vorteile mit sich, als in der Zwischenzeit, im letzten
Halbjahr, wieder eine ganze Reihe wichtiger Publikationen
über Kaspar Hauser erschienen ist, die ich heute zu be-
nutzen in der Lage bin. Die Verschiebung hat aber nicht
nur Nutzen, sondern auch Schaden gebracht; denn sie hat
mir Zeit gelassen, darüber nachzudenken, was ich auf mich
genommen habe; und ich gestehe offen, daß ich dabei etwas
Angst vor meiner eigenen Courage bekommen habe. Nicht
etwa in dem Sinne, als ob ich mein Thema nicht genügend
beherrschte; wenn man aber wirklich einigermaßen
gründlich darüber reden wollte, wäre es der Gegenstand
eines Semesterkollegs und nicht eines einmaligen Vortrags.
Ich muß Sie daher von vorneherein warnen und um Ihre
geschätzte Geduld und Aufmerksamkeit bitten; denn in der
hier üblichen Redezeit von etwa einer Stunde läßt sich
das Thema schlechterdings nicht erschöpfen; ich könnte
nur Oberflächliches sagen, und damit wäre Ihnen nicht
gedient. Sie sind gekommen, um etwas tiefer in diese
Fragen, mit denen ich mich wie viele andere beschäftigt
habe, eingeführt zu werden.
Natürlich kann man gegen den Stoff als solchen Be-
denken hegen; wenn etwa jemand käme und sagte: Wir,Kein Volltext zu diesem Bild verfügbar.
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