Objekt: Studien zu Hans Sachs (Band 2)

86 
JS 
und Weise gibt uns den Uebergang zu der in dem nächsten 
Capitel behandelten Tragödie, wo unser Dichter ebenfalls eine 
Reihe von Gestalten nach eigener Auswahl vorführt, als Bei- 
spiele grossen Lasters und eines unheilvollen Endes. Die erste 
der drei vorgeführten Frauen ist Phyllis, die sich aus Liebe zu 
Demophoon selbst den Tod gab, dann folgt Byblis, die, in Liebe 
zu ihrem Bruder Caunus entbrannt, in einen Bach verwandelt 
ward und Amata, die sich um Turnus willen selbst erhängte. 
Alle drei Geschichten waren bei Ziegler zu lesen, von Phyllis 
und Amata bl. 28a, von Byblis bl. 17b, auf den nämlichen 
Seiten, wo Hans Sachs schon die Geschichten von „Orpheus“ 
und „Narcissus“ gefunden hatte, nirgends ist aber dort, wie bei 
Hans Sachs str, 3, Ovid erwähnt. Die Erwähnung im Mg, 
kann an und für sich ebensogut auf jede der drei Strophen be- 
zogen werden, als auf die dritte allein, die zweite von Ovids 
Episteln, die aber Hans Sachs sicher nicht kannte, ist von Phyllis 
an Demophoon gerichtet, von Byblis erzählt Ovid Met. 9, 450 
—6666, ebenda 14, 570 ff, ist die Einnahme von Ardea, der Haupt- 
stadt des Rutulerkönigs Turnus erzählt, eine Amata aber wird 
nicht erwähnt, sie erscheint mit ihrem absichtlichen Namen 
erst in „de cas, vir, illustr,“ Die Braut des Turnus ist Lavinia, 
die nachher mit Aeneas verlobt wird. So bleibt für Hans 
Sachs, um die Nennung Ovids zu rechtfertigen, die zweite 
Strophe allein, und da ist das wahrscheinlichste, dass unser 
Dichter, veranlasst durch den Umstand, dass dort wieder eine 
„Verwandlung“ erzählt wird, Ovid als Gewährsmann heranzog, 
Während die von Byblis und Amata handelnden Strophen zu 
keiner Bemerkung Anlass geben, empfinden wir bei der „Phyllis“ 
der Vorlage gegenüber bei Hans Sachs ein neues Element in 
den Worten: 
Demophoon auspliebe 
nicht kame dar 
an das bestimpte end; 
denn in der That erhängt sich Phyllis (vgl. Hygin ed. Schmidt 
s, 60. 136) als Demophoon an dem festgesetzten Tage nicht 
seinem Versprechen gemäss zurückkehrt. „De gen, deor.“ 
s. 281: „Phyllis, ut ait Ouidius in epistolis .. .“ u.s.f würde
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.