Volltext: Albert Dürer

16 
Arbeit neidlos anerkannte. Bald erregte die große Tafel der Maria mit 
dem Rosenkranze in der gesammten Kunstwelt Venedigs allgemeines Auf— 
sehen. Es fehlte natürlich wie immer und überall auch nicht an Neidern, 
die, wie Dürer an Pirkheimer meldet, sein Bild schalten und sagten: „es 
sey nicht antikisch Art, darum sei es nicht gut, aber Sambelliny, der 
hat mich vor viel zentilomen fast sehr gelobt, er wolt gern etwas von 
mir haben und ist selbs zu mir kommen und hat mich gepetten, ich soll 
ihm etwas machen, er wollts wohl zahlen.“ 
Das obenerwähnte Rosenkranzbild ist in der That eines der schönsten 
Bilder Dürer's in fast lebensgroßen Figuren. Der Kaiser Max und die 
weltlichen Stände, der Papst und die Geistlichen, zumeist Bildnisse, em— 
pfangen aus den Händen der Madonna, von Engeln vertheilte, Rosenkränze. 
Kaiser Rudolph der Zweite hatte das Bild in späterer Zeit glücklich von 
den Deutschen in Venedig, für welche es gemalt war, erhandelt, und um 
die kostbare Tafel keiner Gefahr der Erschütterung auszusetzen, mit einer 
besonderen Vorrichtung durch starke Männer von Venedig bis Prag auf 
den Schultern tragen lassen. Leider ist das noch in Prag im sogenannten 
Strahof befindliche Bild in einem sehr verdorbenen Zustande, doch noch 
immer zeugt es auch so von seiner hohen Vortrefflichkeit. 
Aber auch an Klagen fehlt es nicht in seinen Briefen über den 
schmalen Verdienst an seiner Arbeit, bei der geringen Bezahlung und 
der großen Ausführung, die er dem Bilde verlieh. Die Mißgunst der 
einheimischen Maler nahm mit seinen Erfolgen zu, und man warnte ihn 
alles Ernstes, nicht mit den venetianischen Kunstgenossen zusammen zu 
essen und zu trinken, das Vergiften war gerade in seiner schönsten Blüthe 
in Italien. Doch das stolzefte Zeugniß von dem unbewußten Einflusse 
des dentschen Meisters auf die venetianische Kunst giebt uns der alte 
Vasari, wenn er ganz unverhohlen sagt, Tizian habe sein berühmtes Bild 
des Christo della Moneta gemalt, um es dem Dürer gleich zu thun in 
der Feinheit der Ausführung, insbesondere in der Zierlichkeit der Haare, 
des Bartes, der Augenbrauen und Augenwimpern, wodurch der deutsche 
Meister das Erstaunen der Wälschen in höchstem Maße erregt hatte. Und 
in der That steht der „Zinsgroschen“ so einzig da unter ullen übrigen 
Werken Tizian's, daß man vollkommen berechtigt ist, an einen so be— 
stimmten und augenblicklichen Einfluß dabei zu glauben.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.