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Eine „schändliche Verleumdung.“
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behandelt wurde u. s. w., mit in die Betrachtung zu ziehen. Zudem habe
ich der Neider und Feinde so viele, daß besonders ich alle Ursache habe,
zumal bei solchen Dingen, mich hinter den Verschanzungen meines Amtes
zu halten. Was aber die Hauptsache ist, so fehlt es mir ganz an den
erforderlichen Materialien, um etwas Gediegenes, Befriedigendes zu liefern.
Kaspar wurde in der ersten Zeit zwar von vielen Neugierigen gesehen,
von manchen auch beobachtet, aber entweder nicht zusammenhängend oder
nicht mit gehörigem Blick. Ein Tagebuch wurde gar nicht über ihn geführt;
ich zuerst schlug Lärm darüber, daß man zu Nürnberg diese Erscheinung
mit so brutaler Gleichgültigkeit behandle; dann war es aber größtenteils
schon zu spät, wegen des raschen Ganges der geistigen Entwicklung dieses
Menschen. Das einzige, was ich noch erwirken konnte, war, daß ich
einzelne veranlaßte, dasjenige, was sie entweder selbst noch in ihrem Ge⸗
dächtnisse hatten oder von andern glaubwürdigen Männern erführen, nieder—
zuschreiben. An gehörige Zeitfolge, worauf doch so vieles ankommt, war
nunmehr gar nicht zu denken. Was auf diese Weise bemerkt wurde, findet
sich bereits in verschiedenen Zeitschriften, z. B. Hesperus u. s. w. gedruckt.
Umständlicheres werden vielleicht noch die Proff. Daumer und Hermann
(zu Nürnberg) über Kaspar bekannt machen, aber ich fürchte, daß die
Hegelsche Philosophie dabei allzulaut das Wort führen möchte. überhaupt
gab mir bei diesem ganz einzigen Falle die Armseligkeit, Gemeinheit und
selbst Inhumanität der meisten Menschen, von denen sich Besseres vermuten
ließ, vielfache Gelegenheit zu Ärgernissen. Mein Brief, verehrte Freundin,
wird nicht wohl mitteilbar sein, teils weil mein Name leicht mit ins
Publikum gebracht werden könnte, teils weil er zu schlecht stilisiert und
alles zu unordentlich, unzusammenhängend, wie es eben in die Feder kam,
darin durcheinander geworfen ist, als daß er nicht sogar vor den Augen
so nachsichtiger Freunde, wie Sie und Tiedge, der Entschuldigung bedürfte.
— Der vornehme und gemeine Pöbel verschiedener Orte hält unsern Kaspar
für eines vor mehreren Jahren zu München verstorbenen, sehr reichen
Grafen Sohn, welcher von einem andern sehr hoch stehenden Grafen auf
die Seite geschafft worden sei, um die Güter des ersten (in Betrag von
einigen Millionen) an sein Haus zu bringen. In einem Artikel des Hes—
perus ist dieses sogar öffentlich gesagt, und das gräfliche Haus, das sich
solches Verbrechens schuldig gemacht habe, so bezeichnet, daß dasselbe, in
Bayern wenigstens, mit Händen zu greifen ist. Mir aber — so weit ich
die Geschichte jener Erbschaft und die Verhältnisse des angeblichen Vaters
kenne — erscheint die ganze Erzählung als eine schändliche Verleumdung,
v. d. Linde, Kaspar Hauser- J1.