seid an dem neuen Judenviertel vorbei kommen, so Ihr durch's
östliche Thor eingewandert seid. Beim Lauferthörlein links haben
sie ihre Behausungen errichtet, just auf der alten Brandstätte.!)
Schon wahr; Vieles hat sich zugetragen in den 20 Jahren, die
Ihr nicht hier geweilet, wie mir allbereit der Jost erzählet hat.
Obzwar ein Nürnberger Kind, so seid Ihr doch merklich land—
fremd geworden in der Heimat, so zwar, daß man Euch leicht—
lich für einen der Ausleut' halten könnt'!“
Ihr hättet hier sein sollen anno 56, als unser Kaiser —
nachdem er das Jahr zuvor nach Rom gezogen und sich zum
Kaiser hat krönen lassen — allhier den großen Reichstag ab—
gehalten! Das war Euch eine Pracht, wie männiglich nur zu
Nürnberg kann schauen! Und von unserer „Goldenen Bulle“,
die er dazumalen im „Goldenen Schild“ verfasset, spricht die
ganze Welt! Und vor sieben Jahren erst, das läßt sich mit
nichten in Worten ausmalen, was Nürnberg dazumalen an Auf—
wand und Glanz gezeiget hat, da des Kaisers Sohn Wenzel
als jung Nürnbergerlein das Licht der Welt erblickete! — Die
ganze Stadt war voll Freud' und Jubel und der eitlen Lustbar—
keit ergeben. Allbereit von den hohen geladenen Gästen, den
Taufpathen als da waren 3 Erzbischöfe, 6 Bischöfe und 5
Äbte, herab bis zur geringsten Freiheit?) mußt sich Alles mit—
freuen und mitjubiliren, denn also wollt's der Kaiser haben.“
Der gute Pfänder ist anjetzo in ein Fahrwasser der Schwätz—
haftigkeit gekommen, das er sobald nicht verlassen hätt', wär nicht
der Jost Skutelach ihm störend in die Red' gefallen.
„Sagt Sifrit, von dem plötzlichen End' Eurer Eltern haben
Euch wohl zur selbigen Seit die von der Losungsstub' in Kennt—
nis gesetzet? Das war fürwahr eine merkenswerte Schickung,
wie die beiden Leut an ein und demselben Tag — es war am
Obestag) — einander nachgestorben sind. Maßen Ihr der
Einzige gewesen, muß Euch ein ganz erkleckliches Sümmlein aus
1) Heute die Judengasse, mit den Nebengäßchen. 2) Landstreicherin. 9) Heilig Drei—
königstag, 6. Januar.
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