Zehntes Blatt.
Ansicht der Burg vom Thiergärtner - Thore. aus.
Auf den Thurm des letztgenannten Thores selbst sehen wir uns durch dieses Blatt versetzt und er.
blicken die ganze südliche Seite der Burg, welche der Stadt zugekehrt ist. Diejenigen Häuser, welche
der Vordergrund rechts liefert, haben nichts Anziehendes, den links stehenden Giebel mit seinem Thürm-
chen aber wird der Leser sogleich als das schon oft erwähnte Pilatus-Haus erkennen, in welchem
einst der Ritter Martin Kötzel wohnte, der nach der genauen, an Ort und Stelle selbst gemachten
Ausmessung die Stationen errichten liefs, und sein Haus zum Ausgangspunkte wählte, Den Fuls der
alten Burg verschönt ein kräftiger Baumwuchs aus zwei Gärtchen, welche der Stadt gehören und ver-
pachtet sind. Unten, wo die kleine Staffage den Platz belebt, geht der Weg in dem um seiner reichen
Aussicht willen besuchenswerthen Schlofszwinger. Für den ersten Blick bemerkbar springt der hohe
Felsen hervor, so recht geeignet zur Grundlage einer Kaiserburg, Die in sehr stumpfen Winkeln sich
zusammenschliefsenden Mauern, so wie die verschiedenen Zeichnungen der Fenster lassen auf die all-
mählig erfolgte Erweiterung ihres Baues schliefsen. Die oberen Fenster dieser. Seite, welche den Blick
weit in die schöne Ferne schweifen lassen, zeigen die von Sr. Majestät König Ludwig I. bei zwei-
maligem Aufenhalte (1833 und 1840) bewohnten Gemächer; die unteren Fenster gehören zu denjenigen
Lokalitäten, welche der Albrecht-Dürer- Verein zu seiner jährlichen grofsen Kunstausstellung benützt.
Früher waren die unteren Räume, die sich hier als erstes Stockwerk zeigen und deren Eingang im in-
neren Schlofshofe zur ebenen Erde ist, die Wohnung der ältesten Magistratsperson, welche den Titel
Castellan führte. Man hat von allen diesen Fenstern aus, namentlich den oberen, eine Aussicht über
die Stadt und ihre Umgebung, welche unbestritten zu einer der schönsten in Deutschland gehört. Der
neben dem Heidenthurme hervortretende Anbau ist die Kaiser-Capelle, welche schon oben erwähnt wur-
de; die neben befindlichen oberen Schlofsfenster sind die des Kaisersaales. Am Siewelthurme läuft die
Mauer hin, welche die Hasenburg von der Freiung abschliefst. Die Fernsicht nach Osten zeigt einen
waldbewachsenen Hügel, den Schmaufsenbuck, ehemals Gritz genannt, eine auch in ihrem jetzi-
ven nicht mehr so glanzvollen Zustande noch ‚sehenswerthe Park- Anlage.