Viertes Blatt.
Der fünfeckige Thurm.
D.: schon öfter erwähnte Gebäude, von dessen römischen Ursprung viel gefabelt worden ist, tritt uns
hier ganz nahe entgegen; doch ist das nach aufsen vorspringende fünfte Eck hier nicht wahrzunehmen.
Er ist jedenfalls einer der ältesten Thürme der Stadt und malerisch durch die vielfach ausgebrochenen
Quadersteine des unteren Theiles und das Farbenspiel in dem oberen, aus Backsteinen später aufgesetz-
len Theile. Von der am Fuße des Thurmes sich zwischen diesem und der Wohnung der Burggrafen
(links auf unserm Bilde) hinziehenden Burghut ist nur die kleine Mauer sichtbar, Sie heifst die Brau-
aeck’sche Burghut und gehörte denen von Brauneck aus dem Hause Hohenloh, nach Absterben
Jlieser Familie kam sie als kaiserliches Lehen an die Burggrafen und im Jahre 1427 käuflich an die
Stadt. Die Mauer, welche diese Burghut gegen den Stadtgraben abschliefst, ist berühmt durch zwei
in ihrem obern Rande eingehauene‘ Hufeisen, welche an den kühnen Sprung des Raubritters Eppelein
(Apollonius) von Gailingen erinnern.‘ Dieser nämlich war von den Nürnbergern gefangen genommen
worden, fand aber, als der Bürgermeister der Stadt ihn besuchte und sein edles Streitroßs bewunderte,
Gelegenheit, dasselbe zu besteigen, um seine Reitkünste zu zeigen, die er denn auch durch den mit
waghalsiger Kühnheit ausgeführten Sprung über den Stadtgraben (dessen Breite freilich nicht die jetzige
war) auf’s trefflichste bewies, Mehr noch als die Mauer mit ihren Hufeisen wird den Beschauer die
ıer sich bietende Aussicht anziehen; sie läfst den Blick über einen gartenreichen Vordergrund und die
fruchtbaren Saatfelder (das sogenannte Knoblauchsland) bis an die fernen Höhenzüge schweifen, wel-
che von dem Gebirgszug der fränkischen Schweiz hervortreten. — Die hohe Maner des Vordergrundes
neben der Walburgis-Capelle schliefsen die oben erwähnte Burghut von der innern, den Burggrafen
von Zollern gehörenden ab. Die letztern hatten zur Bewachung die Custodia portae (das Vestner-
Thor) prope Castrum. Der Eingang dieses Thores von der Stadt aus stellt sich auf unserm Bilde mit
seiner den kaiserlichen Adler tragenden Thüre dar, Der Standpunkt, von welchem unser Bild aufge-
nommen ist, zeigt sich auf dem achten Blatte, es ist der neben dem Siewelthurm hinlaufende bedeckte
Gang, an dessen Mauer sich ein Gärtchen lehnt, das unserm Bilde einen blätterreichen Vordergrund
Jeiht.