Metadaten: Albrecht Dürer

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sorgsam von beiden unterstützt (B. 96). Eine flüchtige Feder- 
zeichnung in der Albertina giebt die Szene noch lebendiger und 
ausdrucksvoller wieder. Der andere Holzschnitt zeigt uns die 
Glieder der heiligen Sippe in noch grösserer Zahl versammelt 
B. 97). Maria und Anna sitzen nebeneinander unter einer Gruppe 
knorriger Bäume. Während jene dem Kinde die Brust giebt, hat 
sich Anna in ein Buch vertieft, in welches über ihre Schultern ein 
junges Mädchen mit hineinblickt. Im Kreise stehen fünf alte Männer, 
beinahe so knorrig wie die Bäume, aber doch aus dem Leben 
frisch herausgegriffen. Dass zu den Füssen der Madonna zwei 
geflügelte Knaben mit Laute und Dudelsack musizieren, stört durch- 
aus nicht den anheimelnden Eindruck der Szene. Sic sind dem- 
selben Naturboden entwachsen, wie die anderen Gestalten. Ein 
drittes Mal verkörpert Dürer die Sippe in einem mit der Nadel 
geritzten und vielleicht teilweise geätzten Blatte, dessen Druck 
freilich misslang, welches aber durch einen neuen Madonnentypus 
bemerkenswert erscheint (B. 43). 
Dürer verfuhr bei der Zeichnung der Madonnenköpfe durch- 
aus nicht nach einer feststehenden Gewohnheit. Jugendliche Formen 
wechseln mit ausgereiften, lang gezogene Köpfe mit rundlichen. 
Wenn er auch der Natur nachstrebt, so beschränkt er sich doch 
aicht auf die Wiederholung eines einzigen in der Wirklichkeit ge- 
schauten Typus. Die viel verbreitete Ansicht, als ob Dürer eigent- 
lich nie Nürnberger Frauen und Mädchen abkonterfeit hätte, ist 
unstatthaft. Eine subjektive Absicht liegt den meisten Gesichts- 
bildungen zu Grunde. Richtig ist nur für die ältere Zeit eine ge- 
wisse Vorliebe für das Zierliche und Schmächtige oder für die 
rüstige, aber anmutslosc Züchtigkeit. Jetzt, scit I151L, geht eine 
Wandlung in seinen Anschauungen vor sich. Die Köpfe der Frauen 
werden mächtiger, die Schultern breiter, eine grössere Formenfülle 
stellt sich ein. Die Madonnen tragen das Haar aufgelöst, nur 
durch ein schmales Perlenband über der Stirn befestigt. Der Mund 
wird kleiner, die Lippen geschwellter, der Ausdruck fröhlicher und 
freier. So tritt uns die Madonna in dem geritzten Blatte entgegen. 
von welcher wir dann einen Abglanz in zwei Madonnenzeichnungen, 
3ine in Windsor aus dem Jahre 1515 und eine ungefähr gleich- 
zeitige in der Albertina, erblicken. Nur in Zeichnungen, den 
intimsten Schöpfungen seiner Phantasie, kehrt dieser Typus wieder, 
in den Stichen und Schnitten der späteren Jahre hat er bereits 
sine Abschwächung erfahren. Die lange verkannte Wahrheit von 
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