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Die Beschaffenheit der alten Kirchenfenster war 1877 eine so schlechte
geworden, daß neue an ihre Stelle gesetzt werden sollten. Es war von
Wichtigkeit, diesen Zeitpunkt nicht vorübergehen zu lassen, und, anstatt auf
Jahrhunderte wieder den schönen Chor mit weißen Glasfenstern zu ver—
sehen, für einen entsprechenden Schmuck der Kirche durch Glasmalerei zu
sorgen. Den rastlosen Bemühungen des Kirchenrats Lehmus gelang es,
protestantische Gemeindeglieder zu Beiträgen behufs Anschaffung von ge—
malten Fenstern zu veranlassen. Er selbst ging mit nachahmungswertem
Beispiele voran, indem er 580 Mark zu diesem Zwecke stiftete; Bezirks—
gerichtsratswitwe Sommer gab 870 Mark, Brauereibesitzer Humbser
200 Mark, weitere 100 Mark gaben Frau Pförringer, Herr Zäh,
Frau Mayer, Herr Metz, Frau S. Engelmann, Schreiner
Schmidtkunst ꝛc. Es wurde so die stattliche Summe von 2660 Mark
aufgebracht, wovon 9 Glasgemälde, ausgeführt von der kgl. b. Hofglas—
malerei Zettler zu München, angeschafft wurden. Die 9 bibl. Bilder
stellen dar: „Christi Einzug in Jerusalem, Fußwaschung, Christi Leiden
in Gethsemane, Judä Verrat, Christus mit der Dornenkrone, Christi
Kreuzigung, Grablegung, Auferstehung und Himmelfahrt.“
Von der Kirchenverwaltung wurde 1877 Hs.Nr. 3 auf dem Kirch—
platze um 35 000 Mark zur Unterbringung zweier Pfarrerwohnungen ange—
kauft. — 1880. Die beiden protestantischen Kirchen wurden mit Heiz-—
einrichtung versehen, wozu 20000 Mark an freiwilligen Gaben ein—
gingen. — An Sielle der alten, dunklen Sakristei wurde aus Stiftungs—
mitteln 188081 eine neue geräumige Sakristei im goth. Stile erbaut.
Sie wird als Tauf- und Trauungskapelle, zur Abhaltung von Diözesan—
synoden ꝛc. benützt. Der Altar und seine Bekleidung mit schöngestickten
AÄltardecken, Kruzifir, Tisch, 1 Dutzend Sesseln ꝛc. wurden von Privaten
geschenkt.
1882 83. Die Michaeliskirche wurde einer gründlichen Restauration
unterzogen. Die Schilde an der Decke wurden mit gemalten Emblemen
oersehen, die Kirchenstühle und Bänke nach Eichenholzart angestrichen, mit
Namensschildern versehen, die Orgel von Steinmeyer repariert, die Fenster
erneuert, die Eingänge mit Doppelthüren versehen. — Zum Gedächtnis der
Lutherfeier, 31. Oktober 1883, wurde die Tafel der seit der Reformation
hier angestellten Geistlichen erneuert und bis zur Gegenwart fortgeführt,
bie Brustbilder einiger Pfarrer renoviert; ebenso das Bild des St. Michae—
lis, des Schutzpatrons der Kirche, an dem Bogen des Kirchenschiffes be—
festigt. — 1885. Restauration der Außenseite und des Chors. Die
herabgefallenen und verwitterten Kreuzblumen auf den Chorpfeilern nebst
diesen selbst erneuert. Die Fenster am Schiffe um die Hälfte verlängert.
Unbekannt ist das Jahr der Erbauung des 1. Pfarrhauses. Der
Pfarrhof wird 1536 im Salbuch genannt. Das zweite Pfarrhaus ist
aus einem Gartenhaus entstanden, welches Pfarrer C. F. Lochner 1690
seinem Sohne Daniel zur Wohnung anwies. Auf dieselbe Weise ent—
stand das dritte Pfarrhaus 1719 aus einem zweiten Gartenhäuschen.
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