Full text: Des Bürgermeisters Töchterlein

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Cugte doppelt hell die Sonne. 
Somenschein liegt heut auch auf des 
Vielgestrengen Bürgermeisters 
Sonst so ernstem, kaltem Antlitz. 
Er, gar mäßig ja im Trinken, 
Spricht beim Mittagsmahl dem Weine 
Ems'ger zu und scherzt dazwischen. 
Manch Gewächs vom Main und Neckar 
Von der Tauber und vom Rhein auch 
Wird mit Kennerblick und Nase 
Zung' und Gaumen durchgekostet. 
Aufgemerkt nun, Herr Magister, 
Ruft der Bürgermeister schmunzelnd, 
Einen extrafeinen Tropfen, 
Aus des Wirtembergers Keller, 
Den die Herrn vom Bund zu Stuttgart 
Mitgenommen anno 10. 
Alter ist's aus Untertürkheim, 
Zwanzig Jahre wohl gelegen. 
Kostet ihn nur herzhaft, der hat 
Feuer wie der stolze Herzog, 
Den wir fortgejagt für immer! 
Wer weiß, lacht der junge Stürmer 
Ob er nicht nochmals zurückkehrt. 
Er wird niemals wieder kommen, 
Spricht sein Vater überlegen, 
Wirtemberg hat seinen neuen 
Herrn weit mächtiger denn Ulrich. 
Leider ja, grollt der Magister. 
Tief birgt jener gier'ge Jäger 
In der großen Waidmannstasche 
Cachend das Geweih des Hirsches, 
Das den Jägerlein zu groß war. 
Weil der Hirsch mit Not entgangen, 
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