Volltext: Des Bürgermeisters Töchterlein

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Kommt der Nam' allein nicht daher, 
Weil um Nürnberg wohnen Seidler. 
Weithin rühmt man seiner Bürger 
Hohen Fleiß und kunstreich Wesen, 
Drum ist's Immenkorb des Reiches. 
Brav gesprochen! ruft jetzt Walther. 
Das kommt vom gelahrten Umgang! 
Lacht die spottbereite Agnes. 
Aber doch, neckt Walther weiter, 
Muß was dran sein, daß die Damen 
Nürnbergs wohl den Immen gleichen: 
Denn vor Jahren hörte ich ein 
Cied von einem Freund aus Vürnberg. 
Dies sei wohlbekannt in Franken, 
Sagte er, es lautet also: 
„Wenn dir eine falsche Imme 
Tückisch eine Wunde stach 
Eine Hand voll kühle Erde 
Heilt vor Schmerzen dich gemach. 
Aber wenn ein falsches Mägdlein 
Gift im roten, süßen Mund, 
Hat mit schmeichlerischer Zunge 
Dir das Herze tief verwund't, 
Eine Hand voll kühle Erde 
Stillet nicht der Schmerzen Pein; 
Eines Menschenherzens Wunden 
Heilt das kühle Grab allein.“ 
Sinnend sitzen da die Mägdlein, 
Else bricht zuerst das Schweigen. 
Herr Magister, fragt sie lächelnd, 
Glaubt Ihr wirklich, daß so falsch sind 
Wohl die Frauen hier zu Nürnberg, 
Daß sie honigsüß ein tötlich 
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