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Noch weißt du nicht alles, arme
Schwester spricht der Bruder seufzend.
Walther hat in heißem Zweikampf
Harrer gestern hart verwundet,
Daß es dem wohl geht ans Leben,
Und der Vater ist sehr frühe
Weggegangen, wie mir Hans sagt.
O mein Gott, schreit auf das Mägdlein,
Bruder, dann ist er verloren!
8' waren seiner Häscher Tritte,
Die ich lauschend hab vernommen!
Weh! Die haben ins Gefängnis
Ihn geschleppt, zur Qual, zum Tode,
Warum littest du's, mein Vater
Weißt du doch, daß deines Kindes
Herz hängt an dem fremden Manne!
Stöhnend sinkt sie in des Bruders
Arme, Willi spricht ihr Trost zu:
Mut, Mut, liebe arme Schwester,
Noch ist alles nicht verloren.
Auf, wir müssen Wallther retten,
Caß uns einen Plan ersinnen!
Schwesterlein, du bist doch klug sonst.
Heldenhaft rafft sich das blasse
Mägdlein auf und ihre Thränen
Trocknend ruft sie schnell besonnen:
Hier kann rasche That nur helfen,
Willi, ich habs schon gefunden!
Eifrig flüstern sie zusammen
Und der Bruder nickt befriedigt,
Trübe, wie er angebrochen,
Ging der Sommertag zur Rüste.
Um die Mauern stöhnt der Wind und
Peitscht die kalten Regenschauer
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