Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

ein nüchterner Schulbau lehnt sich nun, wie Du 
siehst, an den dicken Eckturm, und der „Herr Kantr“ 
schlug wenigstens ein Zimmerchen für sich in dem 
Neubau heraus, wenig genug für seine zahlreiche 
Familie. Jetzt soll dem Bildungsdrang und der 
Hyperhygiene auch dies Schulhaus samt dem dicken 
alten Turm zum Opfer gefallen sein, was ich ja 
dem derzeitigen Herrn Kantor unbekannterweise von 
Herzen gönne, aber meine Jugenderinnerungen mag 
der noch so stolze Bau doch nicht zu ersetzen. 
Verlassen wir wieder den alten Spielplatz und 
treten heraus! Werfen wir einen flüchtigen Blick 
links nach dem Doktorhaus, in dem ich mir ver— 
schiedene mehr oder minder angenehme und geschickte 
Vertreter ihrer Kunst denken kann. Dankbar aber 
erinnere ich mich des urwüchsigen Gradan, des ersten 
in ihrer Reihe. Hab Dank, Du treuer Leibes- und 
Seelenarzt, in schwerer Zeit so oft unser Halt und 
Trost, in rauher Schale ein edler Kern! Du hast 
über dem Mediziner doch nie den Menschen ver— 
gessen. Du hättest es nicht fertig gebracht, vor 
meinem Bruder, der besäet von Varioloiden und 
gequält von dem juckenden Schmerz in seinem Bettlein 
lag, verzückt zu stehen darüber, wie „wunderschön“ 
sie gekommen seien! 
Und gegenüber in der Hauptstraße, das behäbige 
Haus dort mit der üblichen Treppe und daneben 
der großen Kellertür! Hier wohnte unser Hof— 
kutscher, d. h. der einzige Chaisenbesitzer im Ort, 
da es an Gästen bei uns nie fehlte, gar oft gebraucht 
und von der Güte seines Fuhrwerks jedenfalls besser 
überzeugt als seine Fahrgäste, namentlich wenn sie 
aus der Stadt kamen und nicht mit dem ihnen
	        
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