auch Eindrücke auf Zunge und Nase. Entfalte ich
ein Buchhändlerpacket, so führt mir der Geruch der
Druckerschwärze auf dem noch immer etwas feucht—
lichen Papier das Bild meines guten Vaters vor
Augen, wenn er aus dem mächtigen, grauen, kaum
biegbarem Packpapier die in nicht verkaufte Pre—
digten oder Klassiker eingeschlagenen Druchkschriften
herausholte, die ihm mit noch verschiedenen neu er—
schienenen Werken zum Verschleiß im Kapitel oder
zur Ansicht aus Eisleben zugegangen waren. Dies
Geschäft kostete ihm manche Stunde Arbeit und
manchen Sechser Porto, den er — nobel, wie er war
— nicht verrechnen mochte. Wenn es aber dann
galt, die Zahlung zu bewerkstelligen, dann ging die
Not an, von der wir Deutsche von heutzutage nichts
mehr wissen. Denn jetzt hieß es, die nach Gulden,
Sechsern, Groschen und Kreuzern eingegangenen Bes
träge in Preußentaler umzutauschen. Da mußte auch
ich im Auftrage meines Vaters an manche Tür um
Hilfe anklopfen. Allerdings gingen hier unsere An—
schauungen mehrfach auseinander, indem meine Ver—
mutung über das Vorhandensein der gesuchten Münze
nicht unwesentlich von dem Vorhandensein oder Nicht—
vorhandensein eines Hofhundes beeinflußt wurde.
Da diese Köter entweder frei liefen oder so an der
Kette lagen, daß der Hauseingang in den Bereich
ihrer Zähne fiel, so ist diese Meinungsverschiedenheit
oielleicht doch verzeihlich. Und welche Jagd ging
erst los, wenn die Rechnung sich auch noch auf
Groschen und Pfennige erstreckte, und dann mußte
man Obacht geben, daß da kein Koburger Groschen
dabei war; denn der galt in Bayern ebensowenig
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