herrlich unter, dort war auch das Wetterloch; und
die Beruhigung, daß die von dort aufsteigende Wand
nur „Abendwolken“ seien, wollte nicht immer ver—
fangen. Denn in der Tat, nicht selten saßen wir
auch am hellen Tag im verfinsterten Zimmer um den
Tisch herum und der Vater betete um Gottes gnä—
dige Hilfe, wenn Blitz und Donner in unheimlich
rascher Aufeinanderfolge sich ablösten und der Regen
in Strömen an die Fenster prasselte. Denn der
Steigerwald, an dessen Fuß wir wohnten, ließ die
Gewitter nicht hinüber, und so mußten sie sich aus—
toben über unseren Häuptern. Welche Erleichterung,
wenn es dann über Gaibach her wieder lichter wurde,
wenn der Regen noch niederrauschte, aber an den
geöffneten Fenstern die erquickende, vom Wetter ge—
reinigte Luft eingeatmet werden konnte! In solch
einem Augenblick war es, wo wir einmal einige
Frauen vom Dorf, jede mit einem hohen „Trogert“
Gras, bis auf die Haut durchnäßt, hinten bei der
Pfarrscheuer hereinkommen sahen. Als sie in den
Wasserrinnen, die der Regen in der abschüssigen Gasse
bildete, eben an unserem Hoftor vorüberpatschten,
tat eine den in seiner Richtigkeit unanfechtbaren
Ausspruch: „War'n mer hem, hätten's Louch ge—
troff'n, war'sch g'scheiter gwa!“
Ich kann von diesem Schlafzimmer nicht schei—
den, ohne einer weihevollen Zeit zu gedenken;
es muß der letzte Sommer gewesen sein, in dem
ich die ländliche Freiheit genoß. Die Mutter, die
beiden jüngeren Geschwister und offenbar auch die
„Lene“ waren damals weg, gewiß in Nürnberg,
bei der „ßFroßmama M.“, der Thronfolger ohnedies
schon auf der Lateinschule. Ich wüßte mir jeden—
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