Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

und die Freude an der Bewegung im Freien, ebenso 
wie den Mut Brücken und Gräben zu nehmen, ver— 
dankte mein Bruder seinem lebensfrohen Begleiter. 
Was war natürlicher, als daß aus dem Begleiter 
auch der Verbündete wurde, wenn es galt, den 
jüngeren Bruder auf den Leim zu locken. So kam denn 
einst der Bundesgenosse aus dem Hof vorgelaufen: 
„Karl, geh emol schnell hinter ins Holzg'wölb, do 
is e schön's Herrgottsmockele!“ Damit verschwand 
er; ich möglichst schnell hinter ihm drein. „Wo?“ 
„Do!“ — und ich sah eine große Kreuzspinne in— 
mitten ihres ausgedehnten Gewebes, ein Tier, das 
mir, wie beide wohl wußten, das Gegenteil von 
Entzücken einzuflößen pflegte. — „Komm emol vor in 
die Studierstube, do steht e Engel!“ verkündete 
hastig der Jiebe Bruder. Ich kannte noch kein Miß— 
trauen in vt Wahrhaftigkeit der Menschen, so wenig 
als ich natürlich in die Wahrhaftigkeit dieser Nach— 
richt an sich einen Zweifel setzte. Ja, dort in der 
düsteren Ecke, rechts von dem hohen eichenen Schrank 
stand freilich etwas Weißes von übermenschlicher 
Größe. Denn der Herr Vikar hatte seine Bettdecke 
übergestürzt und hob sie noch an einer Besenstange in 
die Höhe, und aus dieser unheimlichen, weißen Hülle 
ertönte überdies zur Verstärkung des Eindruckes ein 
dumpfes „Huh“, das mich, nunmehr begleitet von 
dem schallenden Gelächter der beiden Spießgesellen, 
wieder rückwärts zur Türe hinaustrieb. 
Zurück noch einmal zur Schlafstube! Zu den 
Fenstern dieser Schlafstube warfen wir Buben in 
der Sommerszeit auch immer vor dem Bettgehen 
noch einen sorglichen Blick hinaus. Denn links hinten 
bei der Gaibacher Säule ging nicht bloß die Sonne 
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