Volltext: Aus Heimat und Vaterhaus

Deine Gabe ...“, so faßte ich — es dauerte leider 
lange, bis mir das richtige Verständnis kam — nicht, 
was das Wort „diese“ bedeuten sollte; denn „diese“ 
schien mir ebenso eine Bitte zu enthalten wie „segne“. 
An dem wachstuchüberzogenen Tisch in der 
Mitte der Schlafstube zeichnete einmal der gute 
Vater eine sehr erkleckliche Anzahl von Rittern zu 
Pferd, so in der Größe von Bleisoldaten, die leicht 
bemalt, dann ausgeschnitten und schließlich an ein 
Hölzchen als Fuß geleimt, ein stattliches Ritter— 
heer bildeten. Es war für seinen Paten bestimmt, 
den ältesten unter der langen Reihe von Sprossen 
eines Herrschaftsrichters, den das Wort Gottes 
und die nie erlahmende Gastfreundschaft der 
Gevattersleute manch einen Sonntag von seinem 
katholischen Wohnsitz herübergelockt hat, wenn er 
nicht Seele und Leib in dem gleich weit entfernten 
R. befriedigte, wo ihm meines Wissens in der Ge— 
stalt des dortigen Pfarrherrn ebenfalls ein 
Gevattersmann erwachsen war. Dieser Pate nun, 
der F.s Wilhelm mußte gar oft herhalten, wenn 
die geschickte Hand meines Vaters auch für die Söhne 
etwas zeichnete, malte, pappte. Aber auch ich suchte 
— heilige Einfalt der Jugend — seitdem Eltern 
und Geschwister nach diesem Muster über die Ueber— 
raschungen zu täuschen, die ich ihnen zu bereiten 
gedachte. „Es g'hört fürn F.s Wilhelm.“ 
Dieser Tisch ist aber für mich zugleich auch der 
Anhaltspunkte für meine früheste Jugenderinnerung, 
und an sie reiht sich dann eine ganze Anzahl anderer, 
deren Mittelpunkt die Person unseres „Herrn 
Vikars“ bildete. Denn in den Jahren, wo andere 
in der Vollkraft männlicher Gesundheit und 
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