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Schullilhouetten.
Was hätte ich noch alles zu erzählen! Ich
merke Dir an, lieber Leser, ich habe Deine Geduld
schon lange, schon viel zu lange auf die Probe ge—
stellt. Und doch meine ich, eins darf ich nicht über—
gehen, eins muß ich noch berühren, sonst wär ich kein
richtiger Bub gewesen. Denn was erfüllt sein ganzes
Denken und Fühlen von dem Augenblick an, wo er
das erste i auf der Schiefertafel einkratzt, bis zu
der erhebenden Stunde, in der ihm vor feierlicher
Versammlung das Abgangszeugnis überreicht wird?
Die Leiden und Freuden der Schule sind es, vor
allem die Männer, die er als die Bringer dieser
Leiden und Freuden anzusehen gewohnt ist. Denn
in seinem jugendlichen Unverstand sieht er sein Schick—
sal auf dem Wege durch die Schule nur von ihnen
bestimmt und vergißt, daß auch er selbst an dem
Gang seiner Geschicke mitwirkt.
Ich habe mir dieses Kapitel für zuletzt aufge—
spart, besser gesagt: bis zuletzt hinausgeschoben.
Warum? Nur zu leicht drängt sich in das Urteil über
die Männer, die in bestgemeintem Bemühen an
unserer Ausbildung und Erziehung gearbeitet haben,
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