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Sachsen.
Friedrich August, einer der seltensten
Fürsten, in Absicht auf Herrschertugenden, trat
seine Regierung zu einer Zeit an, da sein gro—
ßes Land noch an tiefen Wunden aus den Zei—
ten zweier Auguste und des siebenjährigen Krie—
ges blutete. Von ungeheuren Schulden belastet,
würde dieser an sich mächtige Staat im Elend
versunken seyn, wenn er nicht an seinem weisen
und milden Landesfürsten, und schon an dessen
Oheim, dem Prinzen Xaver, unter einer vor—
mundschaftlichen Regierung, Retter gefunden hät—
te, die ihn vom Rande des Verderbens zurück—
zogen. Mit Verbannung alles schwelgerischen
Aufwandes und jeder, oft in wenigen Augenbli—
cken dahin schwindenden Pracht, von seinem Ho—
fe, wußte Friedrich August binnen dreimal
zehen Jahren, möglich zu machen, was die Welt
nur an Friedrich II. dem Lobredner und Freun—
de dieses Fürsten, gesehen hat. Dabey kann man
nicht leugnen, daß die hohe Kultur, worin Sach—
sen allen Ländern in Europa vorgeht, nebst
der fürtrefflichen innern Staatsverfassung, zur
Heilung der beregten Wunden sehr viel beige—
tragen habe. Häußliche Sparsamkeit, Benutzung
aller Nahrungszweige auf die bestmöglichste Wei—
se, Industrie in allen erdenklichen Fächern, Un—
verdrossenheit im Handel und Gewerbe, diese
Haupttugenden bey Sachsens gebildeten Ein—
wohnern, boten nicht weniger, zur baldigen *
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