VIII
und Herzog Maximilian Joseph bestieg den kurfürstlichen
Thron. Er betrachtete die Lage von seinem bisherigen
Standpunkt aus. War er doch unter Preußens Führung
dem Gedanken des Zusammengehens mit Frankreich immer
näher gekommen. Dieses war bereit, ihn mit offenen Armen
aufzunehmen. Das Direktorium sprach von dem Bund,
Max Joseph rief dessen Vertreter in der Begrüßungsaudienz
zu: „Ich bin in Frankreich geboren, ich bitte Sie, mich für
einen Franzosen zu halten“. „Bei jedem Siege der franzö—
sischen Waffen habe ich es gefühlt, daß ich Franzose bin.“
Aber noch war der Moment nicht gekommen, diesen Bund
zu schließen. Und Montgelas erkannte recht gut die Not—
wendigkeit, sich mit den gesamten Kräften des Staates der
Koalition zur Verfügung zu stellen.
Wohl sprach man im Volke viel von Neutralität.
Aber nur der Starke vermag es, neutral zu bleiben. Und
hier drängte die äußerste Notwendigkeit dazu, Partei zu
ergreifen: das Schwert wurde dem Kurfürsten gewisser—
maßen in die Hand gedrückt. Er mußte tapfer sein, und
zwar gegen die Franzosen. Nicht genug, daß Erzherzog
Karl sein Heer bis an den Lech vorgeschoben hatte und
jeden Augenblick über Bayern das gleiche Schicksal zu ver—
hängen vermochte, wie dies in den Tagen Max Emanuels
und Karl Alberts geschehen. Auch Rußland grollte, Kaiser
Paul gedachte die Verletzungen des Maltheserordens an
dem neuen Kurfürsten furchtbar zu rächen: schon waren
seine Truppen im Anmarsch gegen Bayern, und England —
bot die Hilfe aus der prekärsten Lage, die man sich denken
konnte. Die Kassen waren leer, der Wohlstand zerrüttet, der