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Wagen Sie nicht — mich anzurühren! Ich wehre mich!
Ich hab' eine Waffe — diesmal auch ich — eine Waffe!
Der Fremde (vwie zuvor, kreuzt die Arme über der Brust und
ichweigt.)
Kaspar (allmahlich sich fassend): Was wollen Sie jetzt ...?
Worauf warten Sie? — Reden Sie! — Sind Sie solch
ein Feigling, Ihre Stimme zu verstecken? — So reden
Sie doch!
Der Fremde (mit einem Ausdruck von spoͤttischem Mitleid und
herablassender Mildey: Armer Tropf! — Was habe ich dir
weiter zu sagen! Was ich verlange, das weißt du. —
Kehre um! Geh' heim — zu deinem Lord, zu deinem
Lehrer! Du hast nun gesehen, daß ich zur Stelle bin,
kennst auch die Vorbedeutung meiner Besuche.
Kaspar: Ich weiß, daß sie Angriff bedeuten —
mörderischen Angriff — aber noch lange nicht Unterwerfung.
Heute bin ich kein argloses Kind mehr, sondern auf jede
menschliche Tücke gefaßt. Damals war ich unbewaffnet,
und dennoch versagte Ihr Eisen.
Der Fremde: Versagte? Das ist ein schwerer Irrtum,
Kaspar Hauser! Zur Warnung sollte es dir dienen. Aber
Warnungen beachtest du ja nicht, begreifst sie nicht einmal.
— Traust du meinen Werkzeugen wirklich nicht zu, daß
sie, wo sie treffen sollen, auch sicher und gründlich treffen?
Kaspar: Eine Probe! Ich stelle mich Ihnen!
Der Fremde (achend): Wohl zum Zweikampf? —
Kaspar Hauser, du bist ein Narr, der seine Schellenkappe
nicht verdient. Eine Krone könnte dir gut zu Gesichte
stehen — wenn es nur nicht gerade die unsrige wäre! —