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kapitel, welches in den anerkennendsten Worten seiner
Thätigkeit um seine Belassung bittet. “25 Die Rücksicht,
velche die Väter auf das Bestehen der Congregation zu
nehmen hatten, mußte jedoch die von den Nürnbergern vor—
gebrachten Gründe überwiegen.
So verging der Sommer des Jahres 1520. Cuther
war inzwischen zur Schrift an den Adel fortgeschritten.
Es ist bekannt, welche Vedenken sofort von allen Seiten
gegen dieselbe laut wurden. Spalatin und Lang, Staupitz
und Linck hegten gleich sehr Besorgnisse.?8) Der Vikar
suchte die Herausgabe zu verhindern, ) und als CLuther
seinen nürnberger Bruder am 20. Juli von der beabsichtigten
Veröffentlichung in Kenntnis setzte,“5) mußte er auch von
diesem herbe Anklagen persönlicher Ruhmsucht und allzu—
großer Heftigkeit, ja den Vorwurf ungesetzlicher Bestrebungen
erfahren. Den ersten Vorwurf weist der Wittenberger
kurzer Hand zurück und thut dar, wie heftige Strenge zu—
weilen gefordert und durch die Schrift in ihrer Notwen—
digkeit bezeugt sei, wie insonderheit in der Gegenwart nur
Eifer und laute Mahnung eine Sache vor sicherer Übergehung
bewahre. Am wichtigsten für Cuthers innerstes Streben
aber mußte seinem Ordensbruder die offene und ehrliche
Erklärung allen falschen Beschuldigungen einer ihn nur zu
gerne in die Kategorie der Revolutionäre drängenden Kurie
gegenüber sein, daß er fern von jeglichen Empörungsge—
danken nur ein — nebenbei gesagt auch von allen deutschen
Ständen erstrebtes — allgemeines Konzil berufen wissen
wolle. ?16) Und mag der Freund immerhin über die Art
und Weise seines Vorgehens mit ihm rechten, im eigentlichen
Wollen, das spricht Maͤrtin rückhaltlos aus, weiß er sich
doch mit jenem eins: „Ich habe denselben Sinn, wie Du,