309 —
Fern vom Kampfplatz fühlte er erst, welche Stra—
pazen und Mühen hinter ihm lagen, und daß gar
manche Wunde wohl unbeachtet verharscht war,
aber doch sichtbare Narben hinterlassen hatte. —
Er blieb vorerst den gemeinnützigen Vereinen
fern, er las keine Zeitungen und Bekanntmachungen,
die völlige Zurückgezogenheit vom einstigen, ge—
wohnten Leben erschien ihm das Wohltuendste.
Ganz still und ruhig feierten Rottmanns Weih⸗
nachten. Anne unterdrückte tapfer alle schmerzlichen
Erinnerungen und bitteren Empfindungen beim Ge—
danken an das letzte Jahr. Christophh war im
schwiegerelterlichen Haus. Anne mußte wenigstens
nicht ein Brautpaar im Schimmer der Weihnachts⸗
kerzen sehen.
Aber die ersehnte Ruhe und Abgeschlossenheit
waren Rottmann noch nicht vergönnt. Ddie Köter
bellten dem Abgegangenen noch immer nach.
Und Feldmann ruhte nicht eher, bis Rottmann
sich entschloß, noch ein letztes Mal auf den Kampfa⸗
platz zu treten und in einer Denkschrift sein Tun
und das des Magistratskollegiums zu rechtfertigen.
Er tat es mit innerlichem Widerstreben und nie
war ihm eine Arbeit so sauer geworden wie diese
Aufzählung seiner Arbeiten für die Stadt.
Das eigene Geschäft forderte energisch eine feste
Hand. Friedrichs Platz war seit Januar leer.
Rottmann war im Verein mit Joseph von früh
bis spät tätig.
Die Rechtfertigungsschrift des ehemaligen Bürger—
meisters hatte auch fuͤr kurze Zeit die Schreier still