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Mutter.
„Gott gnade unserer Ernte!“ sagte sie leise,
dann ging fie an Rottmanns vorbei ins Haus und
hinauf in ihre Stube. Sie setzte sich an den runden
Tisch mitten im Zimmer und schlug die Bibel auf.
An die Bohnen dachte sie nicht mehr. Sie gedachte
nur des Korns und der Früchte, die der Reife nahe
waren, des Volkes gedachte sie, dessen Brot in einer
Stunde vernichtet sein konnte. —
An der Steintreppe, die in den tiefgelegenen
Gemüsegarten führte, trafen die Eltern endlich ihre
Kinder, die singend ihnen entgegenkamen. Jedes
trug einen Henkelkorb, gefüllt mit Bohnen. Sie
trugen so schwer sie konnten. Als sie die Eltern
sahen, riefen sie gleichzeitig: „Vater, Mutter, Regen
gibt es! Regen!“
„Nein, Kinder, Hagel. Eilt Euch, kommt
unter Dach.“
„Hagel? Was ist Hagel?“ fragte die acht—
jährige Anne, und auch die Knaben sahen neugierig
zum Vater auf.
„Ist Hagel Gewitter?“ fragte Christoph.
„Schlimmer kann Hagel sein als Gewitter.
Rasch, Ihr Kinder!“
Roltmann trieb die kleine Schar vor sich her.
Die Kinder fingen an zu laufen, voraus Anne.
Sie lief, daß sie Bohnen aus dem gefüllten Korb
verlor.
Christoph, der Zwölfjährige, machte große
Schritte. Er rief zwar: „Anne, so lauf doch nicht
so, laß uns mit Vater und Mutter gehen,“ aber
er beschleunigte doch mehr und mehr seine Schritte,
denn schon fielen einzelne Tropfen; und Hagel war