Volltext: Die neue Zeit

XXI. 
Die Eltern mühten sich, Rottmanns Worte 
wahr zu machen, Anne das Vergessen zu lehren. 
Josephine hatte still all die duftigen Arbeiten 
in eine Truhe weggeschlossen. Sie bemühte sich, 
Annes Interessen auf allerlei kleine Hausgeschäfie 
zu lenken und ließ sich in ihren rührenden, nimmer— 
müden Bemühungen durch alle Mißerfolge nicht 
abschrecken. 
Der Vater nahm, wenn er vom Rathaus kam, 
Anne am Arm und wanderte mit ihr durch die 
Gänge im Garten und erzählte ihr von seinen 
Sorgen und Mühen, von seinen Erfolgen und 
Mißerfolgen. 
Er wollte ihr tätiges Interesse wieder erwecken, 
ex sehnte sich nach ihren einstigen leidenschaftlichen 
Außerungen der Freude, des Ärgers. Aber vergeblich! 
Sie ging wohl mit ihm, aber sie hörie seine 
Worte nicht. Wie erstarrt war sie in den Gedanken 
und Gefühlen der Enttäuschung, der Verachtung 
und der Gleichgültigkeit. 
Sie fragte nicht nach Haßner, sie fragte nicht 
nach Rose. Sie war wie verstummt.Waren 
Mutter und Vater nicht um sie bemüht, dann saß 
sie unter dem knospenden Holunderstrauch und 
träumte in sich hinein. Und je tiefer sie die Heilig⸗ 
keit der Gefühle erkannte, die an jenem Tage auf
	        
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