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flammert und blickte den Verlobten seiner Tochter
unverwandt an. „Ich warte auf Ihre Erklärung.“
„Die ich Ihnen zu geben bereit bin. Hoffe
ich doch, Sie dann auch bereit zu finden, mir Anne
zu versöhnen. Freilich, ich kann nur vermuten.
Ist Rose meiner Braut begegnet, so mag jene sich
vielleicht einer Gunst gerühmt haben, die zu emp—
fangen ihr Metier ist.“
Haßners Stimme klang ruhig und kalt.
„Und — dieser Gunst erfreute fich das Mädchen?“
„Ehe ich Annes Verlobter war.“
Haßner sah nun wieder Rottmann fest in die
Augen. Die Gefahr war da, sie fand in ihm den
Mann und er war gewillt, bis zum Ende zu kämpfen.
Rottmann löste die krampfhaft geballte Faust.
g „Fie werden mich nicht darum verdammen,
Vater?“
„Sie verdammen?“ Rottmann strich sich über
die Stirn. „Ich beklage mein armes Kind.“
„Glauben Sie mir, nicht herzlicher als ich.
Ich gäbe viel darum, wäre ihre reine Seele nicht ge—
trübt worden. Und ich bitte Sie, mir möglichst
hald Gelegenheit zu geben, meiner Braut Verzeihung
zu erflehen.“
Rottmann wandte sich ab — ein heißer Schmerz
übermannte ihn. Der da vor ihm war ein anderer,
als er geglaubt. Er lernte ihn jetzt erst kennen.
9 Beschämung fühlte er, wie er sich hatte täuschen
lassen. —
„Sie können mich doch nicht verurteilen, Vater!
Tat ich denn anderes, als alle Männer tun? Ein
scheues Mädchenherz kann dies erschrecken, doch
nimmer einen Mann.“
„Und doch, Hellmut Haßner, bin ich in tiefster