Volltext: Die neue Zeit

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Noch ein paar heftige Schläge polterten gegen 
das Tor, dann wurde es wieder still. 
Nun ging die Kletterei von neuem los. Da 
beugte sich plötzlich Rosel, die vorausschritt, und 
schlüpfte durch eine kleine türartige Luke in einen 
niederen, engen Raum. Es raschelte seltsam und 
bebend blieben die Mädchen stehen. 
Die Knaben folgten Rösle rasch und sahen sich, 
die Hände in den Taschen, mit gemachter Gleich— 
gültigkeit in dem kleinen Raum um. Viel war 
nicht zu sehen. Feuchte Wände, ein alter Stuhl, 
ein wurmstichiger Tisch und ein kleines Mauerfenster, 
zu dem eine Steinstufe emporführte. An der einen 
Mauer hing noch eine alte rostige Kette mit einem 
Schließring. 
„Da hat er gesessen. Seht da, auf dem Stuhl,“ 
triumphierte Rösle und setzte sich breit auf den 
alten, staubbedeckten Stuhl. 
Antonie und Anne hielten sich fest an der Hand 
und wagten nicht einzutreten. Es war ihnen zu 
schaurig. Aber sie sahen stier in den Raum. Joseph 
war auf die steinerne Stufe unterhalb des Fenster⸗ 
lochs getreten und sah durch die vergitterte Luke 
hinab auf das schimmernde Land, über die weite 
Ebene voller wogender Felder bis zu den Anhöhen, 
die im sommerlichen Duft den Horizont begrenzten. 
Gefesselt schaute er hinaus, und während Christoph 
und Konrad Eppeleins Stuhl probierten und die 
eiserne Kette in den Händen wogen, dachte er, wie 
sehnsüchtig der Eppelein hier gestanden und in die 
Weite geblickt haben mochte, und wie sein Freiheits— 
drang ihm den tollen Gedanken eingegeben haben 
mochte, den Sprung über den Graben zu wagen.
	        
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