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hinterlassen hat. Die zahlreichen Facsimile-Ausgaben, welche
das neunzehnte Jahrhundert von ihm veranstaltet hat, sind
allein schon zu einer eigenen Litteratur herangewachsen.
Dies ist der einzige Band, den wir noch von Dürers
eigner Hand illustriert besitzen, er muß aber mehrere aus—
geführt haben, denn es ist bekannt, daß 1634 Matthaeus
van Overbek zu Leyden aus der viel berufenen Imhof'schen
Kunstsammlung für 300 Taler vierzehn Bücher aus der
Bibliothek Willibald Pirckheymers erwarb, deren Titelblätter
Dürer mit Miniaturen geschmückt hatte. Diese sind ver—
schollen. Vielleicht hat Dürer auch für den Kardinal Albrecht
von Brandenburg, dessen Porträt er zweimal gestochen hat,
in dieser Weise gearbeitet, denn er korrespondiert im Jahre
1523 mit dem Kardinal wegen eines Meßbuches, das der
Illuminist Nikolaus Glockendon für den Kirchenfürsten in
Arbeit hatte. Dürer sollte es in Empfang nehmen, konnte
es aber nicht erhalten; möglicherweise sollte er sich an der
Ausschmückung beteiligen?
Dürers Beziehungen zum Buchgewerbe sind hiermit
noch nicht erschöpft; wir würden sie nicht vollständig auf—
führen, gedächten wir nicht auch der Tätigkeit des Künstlers
als Schriftzeichner. Es ist bekannt, wie eingehend sich Dürer
theoretisch mit allem beschäftigte, was seine Kunst anging,
wie er für das große Werk, das er plante, die „Speis der
Malerknaben“, alles in den Kreis seiner Betrachtungen zog,
was zur Erleichterung praktischer Handgriffe dienen konnte:
perspektivische Probleme, Proportion des Menschen und
der Tiere u. a. m. Nur einige Teile sind uns in Dürers
Werken erhalten geblieben, dazu gehören auch die Kapitel
über die Konstruktion der Schrift. Er hat zwei verschiedene
Alphabete konstruiert, eins antiker Kapitalien und eine gotische
Minuskel, die er „alte Textur“ nennt. Seine lateinischen Ver—
salien gehen, wie Rich. Schöne nachgewiesen, ganz offenbar auf