Full text: Albrecht Dürer als Buch- und Kunsthändler

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Cardinal“ erhielt Dürer für die Platte und 200 Abzüge 
vom Auftraggeber 200 fl. Gold. 
Viel Verdruß dürfte ihm der Nachdruck bereitet haben, 
gibt doch sogar Vasari als Motiv für Dürers berühmte 
Reise nach Venedig 1506 an, daß er beabsichtigt habe, gegen 
Marc Anton bei der Signorie einen Nachdrucksprozeß an⸗ 
hängig zu machen. Das ist nun wenig wahrscheinlich, be— 
weist aber doch, wie bekannt Nachdruck und Nachbildung von 
Dürers Werken waren. Sofort nach Dürers Auftreten be— 
mächtigte sich der Nachstich seiner Artikel. Israel von Meckenem, 
der doch schon 1502 starb, kopierte die heilige Familie 
mit dem Schmetterling, Wenzel von Olmütz eine ganze Reihe 
der früheren Blätter: die Madonna mit der Meerkatze, den 
Raub der Amymone, Herkules, den Traum, den Spazier— 
gang, die Dame zu Pferd, den Postreiter, Wirtin und Koch 
und trifft sich in der Auswahl verschiedener Blätter mit 
jenem Künstler, der Dürer am stärksten ausgebeutet hat, mit 
Marc Anton. Dieser hat 72 Kopieen Dürerscher Blätter aus— 
geführt, darunter die ganze kleine Passion und jene Blätter 
des Marienlebens, die vor 1506 fertig waren. Ein Unbe— 
kannter hat so vorzügliche Kopieen des Männerbades, des 
Ercules, der Marter der Zehntausend u. a. angefertigt, daß 
diese übrigens ungemein seltenen Blätter selbst einen Kenner 
wie Thausing täuschten und zu seiner schon oben erwähnten 
Hypothese veranlaßten. Der Künstler aber, der diese Blätter 
anfertigte, ist, wie Campbell Dodgson mit größter Wahr⸗ 
scheinlichkeit vermutet, derselbe, der die Platten zu jener 
contrefagon der Apokalypse schnitt, welche Hieronymus Greff 
von Frankfurt a. M. bei Johann Prüß dem Älteren in 
Straßburg 1502, wie das Original, gleichzeitig in lateinischer 
und deutscher Ausgabe erscheinen ließ. Daß der Prof. Sepp, 
der vor einigen Jahren in München Dürers Apokalypse in einer 
Facsimile-Ausgabe publizierte, dazu gerade die Greff'schen 
Dürer als Buchhändler.
	        
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