27
Cardinal“ erhielt Dürer für die Platte und 200 Abzüge
vom Auftraggeber 200 fl. Gold.
Viel Verdruß dürfte ihm der Nachdruck bereitet haben,
gibt doch sogar Vasari als Motiv für Dürers berühmte
Reise nach Venedig 1506 an, daß er beabsichtigt habe, gegen
Marc Anton bei der Signorie einen Nachdrucksprozeß an⸗
hängig zu machen. Das ist nun wenig wahrscheinlich, be—
weist aber doch, wie bekannt Nachdruck und Nachbildung von
Dürers Werken waren. Sofort nach Dürers Auftreten be—
mächtigte sich der Nachstich seiner Artikel. Israel von Meckenem,
der doch schon 1502 starb, kopierte die heilige Familie
mit dem Schmetterling, Wenzel von Olmütz eine ganze Reihe
der früheren Blätter: die Madonna mit der Meerkatze, den
Raub der Amymone, Herkules, den Traum, den Spazier—
gang, die Dame zu Pferd, den Postreiter, Wirtin und Koch
und trifft sich in der Auswahl verschiedener Blätter mit
jenem Künstler, der Dürer am stärksten ausgebeutet hat, mit
Marc Anton. Dieser hat 72 Kopieen Dürerscher Blätter aus—
geführt, darunter die ganze kleine Passion und jene Blätter
des Marienlebens, die vor 1506 fertig waren. Ein Unbe—
kannter hat so vorzügliche Kopieen des Männerbades, des
Ercules, der Marter der Zehntausend u. a. angefertigt, daß
diese übrigens ungemein seltenen Blätter selbst einen Kenner
wie Thausing täuschten und zu seiner schon oben erwähnten
Hypothese veranlaßten. Der Künstler aber, der diese Blätter
anfertigte, ist, wie Campbell Dodgson mit größter Wahr⸗
scheinlichkeit vermutet, derselbe, der die Platten zu jener
contrefagon der Apokalypse schnitt, welche Hieronymus Greff
von Frankfurt a. M. bei Johann Prüß dem Älteren in
Straßburg 1502, wie das Original, gleichzeitig in lateinischer
und deutscher Ausgabe erscheinen ließ. Daß der Prof. Sepp,
der vor einigen Jahren in München Dürers Apokalypse in einer
Facsimile-Ausgabe publizierte, dazu gerade die Greff'schen
Dürer als Buchhändler.