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Es ist offenbar, dass der Dichter selbständiger gewesen
ist, als man denken sollte, aber mit der Begeisterung allein
ist es nicht getan! Warum sich dieses sog. vaterländische
Schauspiel „Hans Sachs“ nennt, konnte ich nicht ergründen:
es hätte ebensogut „Hinz Kunz“ heissen können. Die Figuren
sind Puppen, die echten Hans Sachszutaten sind nur äusserlich
draufgeklebt. Klemens ist das schwarze Laster, das schließ-
lich unterliegt, und Hans Sachs, neben Antonio, die verfolgte
Unschuld, die belohnt wird und triumphiert. Es ist ein In-
triguenstück schlimmster Sorte und von arg dilettantischer
Mache. Nürnberg und Hans Sachs möchten dem Dr. Otto
Haupt wenig Dank wissen für solche „Verherrlichung“.
Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt —
und diesen berühmten Schritt zu tun, war diesmal dem Ballet-
meister W. Reisinger vorbehalten. Er beging die kaum zu
olaubende Geschmacklosigkeit, fünfundzwanzig Jahre nach der
ersten Aufführung der „Meistersinger von Nürnberg“ Hans
Sachs als Ballettstaffage auf die Bühne zu bringen in seinem
„Hans Sachs im Schlaraffenland“, komisches Ballet in 1 Akt
/9 Bildern), nach Hans Sachs’ Gedicht „Das Schlaraffenland“,
Musik von Karl Flinsch. — Personen sind: Meister; Meisterin;
Brigitta, deren Tochter; Hans Sachs, Obergesell; usw. Ort der
Handlung: Nürnberg. Zeit: XVI. Jahrhundert. Erstes Bild.
(vgl. Reger-Lortzing!) „Eine Schuhmacherwerkstätte. Ein-
faches mittelalterliches Zimmer mit Schuhmacherwerkbänken
und Schemeln. Nach dem Takte der Musik klopfen die Ge-
sellen das Leder. Der Lehrjunge zieht Draht. Sachs tritt auf,
geht nach dem Zuschneidetisch und liest sein Gedicht durch.
Der Meister tritt auf. Er sieht die Arbeit nach. Er gewahrt
und liest die Verse des Sachs. Händedruck und Dank. Er
wendet sich zu den Gesellen. Der Meister karamboliert mit
dem Jungen ... Der Meister zankt den Jungen ... Fürbitte
des Sachs ... Auftritt der Meisterin ... Der Konditor kommt.
Meisterin ohnmächtig. Sachs beruhigt die Meisterin. Während-
des schlägt die Turmuhr siebenmal. Feierabendandacht. (Alle
ab.) Sachs allein in Gedanken. Brigitta geht auf Sachs zu.
Sie legt die Hände auf seine Schultern. Anmutige Gruppierung
der Mädchen mit Guirlanden. (Walzer.) Sachs, der Junge und
die Mädehen dekorieren die Stube. Alle sind mit ihrem Werke