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die peinliche Angelegenheit mit seinem Freunde Pirkheimer,
und sie kommen überein, dass Krebsblut Ricke heiraten müsse;
dann würde auch Röschen für Hans Sachs frei. — Fünfter
Akt. Röschen ist nahe daran, gegen ihren Willen mit Krebsblut
vereinigt zu werden, aber der Kaiser bringt in gut bürgerlicher
Weise alles in Ordnung. Natürlich darf der Junker Röschen
jetzt nicht mehr heiraten, sondern muss Ricke „wieder ehrlich“
machen. Dafür aber erhält Röschen ihren Hans. — Man sieht,
es ist eine ziemlich dürftige Handlung. Ein etwas seichter
Optimismus macht sich mitunter bemerkbar. Die Konflikte
sind durchaus äusserlicher Natur, auch die schließliche Lösung
durch den Kaiser. Einige Charaktere erscheinen uns zu ver-
zerrt und manche Handlung ungenügend motiviert. Hans Sachs
selber ist nicht mehr, als ein Durchschnittsmensch, sehr wohl-
erzogen und sehr sentimental. Irgend welche Vorzüge seinen
Vorgängern gegenüber sind diesem „Hans Sachs“ in drama-
tHscher Hinsicht nicht nachzurühmen, dagegen hat das Schau-
spiel in lyrischer Beziehung prachtvolle Stellen aufzuweisen.
Auf einer viel tieferen Stufe steht das „vaterländische
Schauspiel“ in fünf Aufzügen „Hans Sachs“ von Otto Haupt,')
das vierundzwanzig . Jahre später erschien. Die Rolle, die
Hans Sachs in diesem Opus spielt, ist wenig rühmenswert und
wird auch dadurch nicht gebessert, dass dem „wackeren Vor-
kämpfer deutscher Geistesfreiheit“ im Namen des Kurfürsten
Friedrichs des Weisen ein Eichenlaubkranz (vgl. Goethes Ge-
dicht und Meistersingerschluss!) aufs Haupt gesetzt wird. Der
Dialog wird in Prosa geführt; oft sehr naiv, oder unnatürlich
schwülstig. Sentimentale Phrasen, schiefe Bilder und Ver-
gyleichungen giebt es genug dabei zu hören. — Luther lässt Hans
Sachs durch Dürer grüßen und anspornen, nur weiter fort-
zuschreiten auf der begonnenen Bahn und fleissig in majorem
Dei gloriam geistliche Lieder zu dichten. Die reformatorischen
Schriften des Schusters werden laut auf der Straße ausgeboten:
„Die Wittenbergisch Nachtigall“, „Chorherr und Schuhmacher“,
„Weissagungen über das Papsttum.“ (Dies ist geschichtlich
ı) Derselbe Verfasser gab bereits 1868 „Leben und dichterische
Wirksamkeit des Hans Sachs“ heraus, welches Buch einzusehen ich keine
Gelegenheit hatte.