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rückten Stunde bemühen, meine Ausführungen so knapp und kurz wie
möglich zu bringen. Ich werde deshalb meinerseits auf eine Polemik ver—
zichten und mich an das halten, was ich als eine wissenschaftliche Auf—
fassung von dem, was ich bisher in meinen Beobachtungen und persön—
lichen Erkundungen in den letzten Monaten auf diesem Gebiete sammeln
konnte, zusammengestellt habe.
MH., wenn in der Wasserzuführung zu Ihrer Mühle oder zu Ihrer
Turbine der Rechen sich verstopft, dann bleibt die Mühle stehen. Und
wenn Sie erschrocken aufspringen und nachsehen, so finden Sie, daß hinten
der Wasserlauf überfließft. Und wenn Sie das bemerken, dann denken
Sie als praktische Müller nicht daran, nun rasch einen neuen Motor zu
bauen, damit die Mühle weiter klappert, und Sie denken auch nicht
daran, um Ihren Wasserzulauf zu erhalten, rings die Böschungen, zu er—
höhen, damit das Wasser nicht mehr überlaufen kann. Nein, m. H., Sie
wissen in einem solchen Falle ganz genau, daß die Mühle stehen ge—
blieben ist, weil der Rechen sich verstopfte, und diesen Mißstand beseitigen
Sie: Sie räumen den Rechen wieder ab und dann ist alles wieder in
Ordnung, das überfließende Masser verschwindet ganz von selbst und die
Mühle geht wieder ihren gewohnten Gang.
Wenu Sie, m. H, nun an die Frage herantreten, wie die inschnei—
denden Mißstände in der deutschen Müllerei beseitigt werden können, dann
glaube ich nach meinem persönlichen Empfinden, daß Sie sich nicht auf
den formal juristischen Standpunkt des Herrn Dr. Sellnick stellen und
sagen dürfen: wir haben einmal vor zwei oder drei Jahren oder ich weiß
nicht, vor wie langer Zeit, die und die Forderungen gestellt und dabei
bleiben wir, ganz egal, was auch kommen möge, und dann kommt erst
das anderei MéH,, ich verstehe vom juristischen, ich möchte fast sagen,
vom bureaukratischen Standpunkte aus eine derartige Auffassung; vom rein
sachlichen Standpunkte aus verstehe ich sie nicht. (Bravo!) Ich bin der
Meinuͤng, Sie müssen hier dasselbe tun, wie in dem praktischen Fall von
dem verstopften Rechen, Sie müssen sich möglichst unbefangen die Dinge
ansehen und müssen sich dabei die Frage vorlegen: was ist die eigentliche
Ursache der Mißstände im Mühlengewerbe? Dann müssen Sie diese
pirtende Ursache beseitigen und so kommen Sie zur Behebung der Miß—⸗
tände.
Wenn Sie das tun, dann muß ich die andere Frage vorausschicken:
welche Begleiterscheinungen rufen die Mißstände hervor, unter denen Sie
leiden? Da habe ich auf Grund der Umfragen — und ich habe in den
letzten Wochen mehr als zehn Besprechungen und Versammlungen mit
Müllern gehabt — mir besonders sieben Punkte zusammengestellt.
Wir haben zunächst das, was Herr Dr. Sellnick erwähnte: wir
haben ein Hinauswachsen der Mehlproduktionsfähigkeit über den Bedarf.
Durch die Neubauten und Umbauten läßt sich in der deutschen Mühlen—
industrie mehr Mehl erzeugen, als wir brauchen. Deshalb reißen sich
die Konkurrenten um die kurze Decke des Bedarfs. Wir haben weiter in
den Mühlen — ich weiß aber, daß Ausnahmen bestehen — einen wesent⸗
lichen Unterschied in den Erstehungskosten und Erzeugungskosten im
veiteren Sinne einschließlich der Handelsunkosten bei der Umwandlung